10 nach 10 Podcast

SDE: Software Integration

February 12, 2021 Sigrid Schefer-Wenzl and Igor Miladinovic
10 nach 10 Podcast
SDE: Software Integration
Show Notes Transcript

In dieser Episode stellen wir die Lehrveranstaltung Software Integration im 2. Semester in unserem Masterstudium Software Design and Engineering vor. Wir reden mit dem Vortragenden Heimo Hirner über die Inhalte,  Organisation und die wichtigsten Ziele der Lehrveranstaltung. 

00:00:05
 Intro Speaker: Wissenswertes und Wissen. News aus den Studiengängen der Technik an der FH Campus Wien.

00:00:23
 Igor Miladinovic: Oft werden mehrere Softwareprodukte zu einer Gesamtlösung verknüpft, die in einer spezifischen Umgebung bei einem Unternehmen funktionieren soll. Die damit verbundenen Aktivitäten werden unter dem Begriff Software Integration zusammengefasst. Software Integration ist ein kreatives Tätigkeitsfeld, in welchem die passenden Softwareprodukte selektiert werden und zu einer individuellen Lösung integriert werden.

00:00:51
 Sigrid Schefer-Wenzel: Außerdem finden Software Integration Tätigkeiten überwiegend vor Ort statt, was eine besondere KundInnen, Nähe und KundInnen Verständnis erfordert. Aufgrund der hohen Bedeutung von Software Integration in österreichischen Unternehmen haben wir in unserem Masterstudium Software Design and Engineering eine eigene Lehrveranstaltung zu diesem Thema konzipiert.

00:01:18
 Intro Speaker: Die Entwicklung der Informatik und digitalen Kommunikation war nie so schnell wie heute und sie wird nie so langsam sein.

00:01:30
 Igor Miladinovic: In diesen Podcast stellen wir wichtige Themen rund um unsere Informatik Studiengänge der FH Campus Wien vor, die Sie optimal für diese Entwicklung vorbereiten werden. Willkommen zu dieser Folge von unserem Podcast 10 nach 10. Mein Name ist Igor Miladinovic und ich bin der Studiengangsleiter vom Studiengang Computer Science and Digital Communications und Software Design and Engineering. Heute führen wir das Gespräch mit Heimo Hirner, der bei uns die Lehrveranstaltung Software Integration unterrichtet. Und ich führe dieses Gespräch mit Sigrid Schefer-Wenzel, die sich kurz vorstellen wird.

00:02:14
 Sigrid Schefer-Wenzel: Ja hallo auch von meiner Seite. Ich bin Lehrende und Forschende im Studiengang und werde dieses Interview gemeinsam mit Igor heute machen.

00:02:24
 Igor Miladinovic: Gut, die erste Frage oder das erste Thema: Wir würden dich Heimo kurz bitten, dass du dich vorstellst. Was ist dein Background? Was ist deine Beziehung zur Software Integration? Was sind deine Erfahrungen im Bereich Software Integration?

00:02:38
 Heimo Hirner: Hallo, mein Name ist Heimo Hirner. Ich unterrichte unterschiedliche Fächer hier in unserem Bachelor-Studiengang und eben Software Integration im Masterstudiengang. Ursprünglich komme ich aus der technischen Physik. Mein Werdegang hat aber relativ schnell in den Bereich Software umgeschlagen, und die letzten Jahre, bevor ich an die FH gekommen bin, war ich im Bereich Softwareentwicklung und Software Integration in den Bereichen Telekommunikation und Utilities unterwegs.

00:03:08
 Sigrid Schefer-Wenzel: Dankeschön. Kannst du uns verraten, was die Inhalte deiner Lehrveranstaltung sind?

00:03:13
 Heimo Hirner: Software Integration ist ein Teilaspekt der gesamten Systemintegration, wo wir es mit beliebig komplexen Systemen zu tun haben z.B. Flug, Verkehr mit den ganzen unzähligen Subkomponenten, die Flughäfen ausmachen, Flugzeugen und so weiter und der Überwachung dazu. Oder unser weltweites Kommunikationssystem das Internet und das Telefonnetz. Deswegen sehen wir uns in unserer Lehrveranstaltung am Beginn einmal an, was ein System ausmacht und speziell ein komplexes System. Was sind die Treiber für Firmen, Integrations Know how aufzubauen oder einzukaufen? Und welche Kompetenzen sollten Software IntegratorInnen mitbringen? Software Integration ist im Gegensatz zum Software Development nicht die Entwicklung eines Produkts, sondern die Implementierung von einem oder mehreren Software Produkten in ein Gesamtsystem. Dieses Gesamtsystem ist von KundIn zu KundIn oder von Geschäftsfeld zu Geschäftsfeld sehr unterschiedlich. Natürlich ist auch wesentlich, welches Produkt für einen gegebenen Anlass also vorliegende Projekt oder eine Ausschreibung passend ist. Dazu sehen wir uns in der Lehrveranstaltung an Auswahlkriterien, nach denen wir entscheiden können, ob wir eine Eigenentwicklung machen wollen oder ob es besser wäre, auf bestehende Lösungen Commercial of the Shelf Software oder Open Source Produkte zu setzen. Wir sehen uns dann, was wichtig ist in der Software Integration an, häufig auftretende Stolpersteine oder Probleme, die in solchen Projekten typischerweise auftreten und meist nicht technischer Natur sind. Im weiteren Verlauf sehen wir uns unterschiedliche Integrationsansätze und Technologien an. Es geht von den klassischen Enterprise Application Integrations über Service Oriented Architecture, Webservices bis zur Continuous Integration und dem finalen Integration Testing.

00:05:04
 Sigrid Schefer-Wenzel: Kannst du uns vielleicht noch sagen, warum glaubst du ist dieses Thema oder sind diese Themen wichtig für Softwareentwickler, für Software Engineers?

00:05:13
 Heimo Hirner: Das Thema halte ich für wichtig, da Software von sich aus ja kein Produkt ist, das für sich selbst existiert. Software muss einen Zweck erfüllen und den muss es in einem Geschäftsumfeld erfüllen oder im privaten Umfeld. Für Software Integration werden wir uns eher im Geschäftsumfeld bewegen und da haben wir Schnittstellen mit anderen Systemen. Jede Firma tickt da etwas anders. Jede Firma hat unterschiedliche Geschäftsprozesse. Und an diese Geschäftsprozesse muss die jeweilige Software angepasst werden bzw. die Produkte müssen so gebaut werden, dass sie diese Prozesse abbilden kann. Das heißt, ich muss sehr viel mit den Kundinnen, mit dem Projektverantwortlichen kommunizieren und deren Beweggründe, deren Requirements in das Produkt, in die finale Lösung aufnehmen.

00:06:06
 Igor Miladinovic: Gut, vielen Dank für diese ausführliche Antwort über die Inhalte der Lehrveranstaltung. Mich würde interessieren, wie ist diese Lehrveranstaltung organisiert? Was sind die Vorlesungsanteile, Übungsanteile? Welche didaktische Methoden werden hier verwendet? Kannst du uns was dazu sagen?

00:06:25
 Heimo Hirner: Natürlich gerne. Die Lehrveranstaltung ist eine integrierte Lehrveranstaltung. Das heißt, wir haben neben der Theorie auch einen Fernlehre - und Übungsanteil. Im Theorie Teil haben wir zum einen den klassischen Vortrag für die Einführung etc.. Das wechseln wir dann ab mit einigen Flipped Classroom Einheiten, wo die Studierenden sich zum einen die Theorie selbst erarbeiten und wir dann diskutieren bzw. die Studierenden erarbeiten Fallbeispiele. Der Übungsanteil ist dann zweigeteilt. Im ersten Teil werden die Studierenden in Teams ein Netzwerk, ein simuliertes Netzwerk einrichten und aus unterschiedlichen Open Source Produkten eine Monitoring Lösung für dieses Netzwerk implementieren. Der zweite Teil der Übungen bilden wiederum Teams von Studierenden unterschiedlicher Firmen mit unterschiedlichen vorgegebenen Firmen Profilen. Diese Firmen nehmen dann an einer Ausschreibung teil. Diese Ausschreibung umfasst eben die Integration einer Softwarelösung in einen bestehenden Geschäftsprozess. Die Aufgaben für die einzelnen Teams ist es dabei, ihr Angebot zu erstellen, vor der KundIn zu präsentieren und einem funktionierenden Prototypen aus einem Proof of Concept zu implementieren. Das siegreiche Team kriegt natürlich dann auch noch Extrapunkte.

00:07:53
 Sigrid Schefer-Wenzel: Okay, vielen Dank. Wir haben ja als Ziel, ein Studium hier anzubieten mit einer hohen Praxis Relevanz. Was würdest du sagen, auf welche Berufe bereitet dieses Studium oder dieses Fach jetzt im Besonderen sehr gut vor?

00:08:07
 Heimo Hirner: Ich denke, oder ich bin überzeugt davon, dass dieses Thema für alle SoftwareentwicklerInnen für alle ProjektmanagerInnen, die im Bereich Software direkten Kundenkontakt haben, sehr wichtig ist. Das heißt zum einen, wie ich vorher gesagt habe, ist ein Softwareprodukte ja kein Selbstzweck, sondern landet in einem komplexen Umfeld von anderen Firmen. Und diese Anforderungen aufzunehmen und umzusetzen wird wichtig sein. Zum anderen, die reine Entwicklung kann zwar in einem Backoffice passieren, die Implementierung bei der KundIn wird aber in den meisten Fällen auch noch eine starke vor Ort Präsenz eines Integrators, einer Integratorin bedürfen, die eben die Abstimmungen mit der KundIn, mit den Geschäftsprozessen etc. macht. Daher denke ich, dass es Software Integrationen, je komplexer unsere Systeme werden, umso wichtiger wird dieses Fach. Und es ist Fakt, dass ich es überall brauche, wo ich direkt mit den Kunden die Produkte implementieren.

00:09:14
 Igor Miladinovic: Gut. Danke schön. Und jetzt wenn wir jetzt gedanklich uns in die Richtung nach der Vorlesung oder nach der Veranstaltung bewegen, was wären für dich die drei wichtigsten Sachen, die sich die Studierenden aus dieser Lehrveranstaltung mitnehmen sollen?

00:09:34
 Heimo Hirner: Ok, das wird zum einen einmal, das eine Integration in einem komplexen Umfeld umfangreiche Abstimmung mit den Kundinnen bedarf und das meist nicht die technischen Hürden die Punkte sind die zu einem Misserfolg führen können. Zweitens, dass eine gute Software IntegratorIn eine AllrounderIn ist, dass sie technisch relativ breit aufgestellt sein muss, aber offen über den eigenen Tellerrand zu blicken, auf KundInnen zugehen muss und vor allem eine TeamplayerIn auch ist weil Software Integration nie eine Einzel Leistung ist und was die Studierenden auf alle Fälle noch mitnehmen ist, wenn sie einmal das Prozedere einer Angebots Erstellung anhand eines realen Beispiels aus der Praxis durchlaufen, in einem sicheren Umfeld natürlich im Rahmen der Lehrveranstaltung.

00:10:29
 Sigrid Schefer-Wenzel: Okay, vielen Dank. Zum Abschluss würden wir dich gern noch so drei Fragen etwas spontaner Art fragen. Also einfach sagen, was dir da als erstes einfällt. Meine erste Frage wäre: Hast du ein spezielles Erlebnis aus deinem eigenen Studium, das du mit uns teilen möchtest?

00:10:50
 Heimo Hirner: Ich habe zwei, einschneidende oder gute Erlebnisse gehabt. Das eine war, dass ich den Herrn Oberhummer ich weiß nicht ob ihr den kennt? Wahrscheinlich schon, der auch die Science Busters mitgegründet hat, als Vortragenden mehreren Fächern genießen konnte und dieser Mensch mit einer Begeisterung in seinem Fach war und diese Begeisterung auch weitergeben konnte. Und das andere war, dass man sehr oft bei einer guten Prüfung noch sehr viel dazulernen kann. Es ist jetzt natürlich vor allem bei mündlichen Prüfungen der Fall, wo ich so das ein oder andere Aha-Erlebnis gehabt habe und mir dort dann in der Diskussion mit dem Vortragenden oder dem Prüfenden dann, der Knopf aufgegangen ist.

00:11:41
 Igor Miladinovic: Und wie würdest du eine gute Studentin oder einen guten Studenten definieren?

00:11:48
 Heimo Hirner: Neugierig nach fragend, auch wenn man sich unsicher ist, ob die Frage jetzt blöd oder nicht so blöd ist. Meistens ist sie ja nicht blöd, nur die anderen trauen sich, die nicht zu fragen. Auch eine gewisse Disziplin, die natürlich dazugehört, um sich laufend mit den unterschiedlichen Themen zu beschäftigen und offen Neues zu lernen.

00:12:14
 Sigrid Schefer-Wenzel: Und letzte Frage. Ich weiß, dass du sehr gerne und gut unterrichtest, aber leider gehört zum Unterrichten dann auch das Prüfen dazu. Was bedeutet Prüfen für dich?

00:12:26
 Heimo Hirner: Danke für das Kompliment. Prüfen ist für mich ein notwendiges Übel, um festzustellen, ob die Studierenden sich genügend mit dem Thema der Lehrveranstaltung auseinandergesetzt haben, so dass man auch ruhigen Gewissens sie von der FH oder aus dieser Lehrveranstaltung entlassen kann und andere Leute sich darauf verlassen können, dass sie hier zumindest die Grundlagen mitbekommen haben oder gelernt haben.

00:12:54
 Igor Miladinovic: Gut. Vielen Dank Heimo für diese Informationen auch über dich und über die Lehrveranstaltung. Für mich war es sehr interessant, etwas mehr darüber zu erfahren. Ich hoffe, dass es auch für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer genau so war.

00:13:11
 Igor Miladinovic: Es freut mich, dass sie heute bei uns waren und wir freuen uns auf die nächste Folge.

00:13:18
 Sigrid Schefer-Wenzel: Bis bald.

00:13:19
 Heimo Hirner: Dankeschön Tschau.