10 nach 10 Podcast

CSDC: Betriebssysteme

Sigrid Schefer-Wenzl and Igor Miladinovic

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Viele von uns haben täglich mit elektronischen Geräten wie PC, Laptop, Smartphone oder Tablet zu tun – und somit begegnen uns auch immer wieder Betriebssysteme. Ein Betriebssystem ist das Rückgrat jedes intelligenten eletronischen Gerätes und agiert als Schnittstelle zwischen Hardware und Software. Die Aufgaben eines Betreibssystems sind vielfältig, einige finden komplett im Hintergrund statt und viele auch gleichzeitig.

Wir behandeln das Thema Betriebssysteme in unserem Bachelorstudium gleich im ersten Semester. Die gleichnamige Lehrveranstaltung vermittelt die Grundlagen aktueller Betreibsysteme. In dieser Folge stellen wir Ihnen, gemeinsam mit dem Vortragenden diese Lehrveranstaltung inhaltlich und organisatorisch vor.

00:00:05
 Intro Speaker: Wissenswertes und Wissen. News aus den Studiengängen der Technik an der FH Campus Wien.

00:00:23
 Sigrid Schefer-Wenzl: Viele von uns haben täglich mit elektronischen Geräten wie PC, Laptop, Smartphone oder Tablet zu tun und somit begegnen uns auch immer wieder Betriebssysteme. Ein Betriebssystem ist das Rückgrat jedes intelligenten elektronischen Gerätes und agiert als Schnittstelle zwischen Hardware und Software. Die Aufgaben eines Betriebssystems sind vielfältig. Einige finden komplett im Hintergrund statt und viele auch gleichzeitig.

00:00:49
 Igor Miladinovic: Wir behandeln das Thema Betriebssysteme in unserem Bachelorstudium gleich im ersten Semester. Die gleichnamige Lehrveranstaltung vermittelt die Grundlagen aktueller Betriebssysteme. In dieser Folge stellen wir Ihnen gemeinsam mit dem Vortragenden diese Lehrveranstaltung inhaltlich und organisatorisch vor.

00:01:11
 Igor Miladinovic: Die Entwicklung der Informatik und digitalen Kommunikation war nie so schnell wie heute.

00:01:18
 Sigrid Schefer-Wenzl: Und sie wird nie so langsam sein wie heute.

00:01:23
 Igor Miladinovic: In diesem Podcast stellen wir wichtige Themen rund um unsere Informatikstudiengänge der FH Campus Wien vor.

00:01:31
 Sigrid Schefer-Wenzl: Die Sie optimal für diese Entwicklung vorbereiten werden.

00:01:36
 Igor Miladinovic: Willkommen zu dieser Folge von unserem Podcast 10 nach 10. Mein Name ist Igor Miladinovic und ich bin der Studiengangsleiter von den Studiengängen Computer Science und Digital Communikations, Software Design und Engineering und Multilingual Technologies.

00:01:51
 Sigrid Schefer-Wenzl: Willkommen auch von meiner Seite. Mein Name ist Sigrid-Schefer Wenzl und ich unterrichte in diesen Studiengängen.

00:01:56
 Igor Miladinovic: Heute reden wir über die Lehrveranstaltung Betriebssysteme. Sie ist im ersten Semester von unserem Bachelorstudium Computer Science and Digital Communications und unser Gast heute ist Bernhard Taufner: er hat diese Lehrveranstaltung entwickelt und er ist der leitende Vortragende für diese Lehrveranstaltung. Am Anfang würde ich dich Bernhard bitten, dass du dich kurz vorstellst.

00:02:19
 Bernhard Taufner: Vielen Dank Igor. Hallo, mein Name ist Bernhard Taufner. Ich bin schon einige Jahre an der FH jetzt und ich bin hier primär zuständig für Dinge wie Webtechnologien, Netzwerktechnik, Kommunikationsnetze und eben auch für Betriebssysteme. Weiters beschäftige ich mich oder habe ich schon im Zuge meines Studiums auch mit Themen Security beschäftigt, wo natürlich auch die Betriebssysteme ein großes Themenfeld darstellen.

00:02:45
 Bernhard Taufner: Vielen Dank. Kannst du uns vielleicht in 60 Sekunden kurz zusammenfassen, worum es in dieser Lehrveranstaltung geht?

00:02:52
 Bernhard Taufner: Natürlich schwierig in 60 Sekunden das, was in einem ganzen Semester ist, unterzubringen. Aber primär geht es natürlich darum, wie funktioniert die Software Interaktion mit der Hardware letztlich auf so einem Computer System. Bei den Betriebssystemen sehen wir uns nur so ein PC Systeme insgesamt an, also das heißt, wir kommunizieren nicht unbedingt mit anderen, aber auf unserem System müssen auch unterschiedliche Komponenten miteinander kommunizieren. Grafikkarte mit Festplatte, mit RAM, mit dem CPU usw. und wie natürlich jetzt diese Dinge organisiert sind und wie diese Dinge miteinander kommunizieren, das sehen wir uns in der Lehrveranstaltung Betriebssysteme an.

00:03:29
 Igor Miladinovic: Vielen Dank. Und jetzt ist es so, dass eine Lehrveranstaltung grundsätzlich zwei große Gebiete beinhaltet. Einmal das Inhaltliche und einmal das Organisatorische. Und ich habe auch verstanden, dass 60 Sekunden für dich so ein bisschen herausfordernd sind: zu wenig Zeit. Und jetzt kriegst du beliebig viel Zeit, nur um die Inhalte zu erklären. Was sind da die Inhalte im Detail von dieser Lehrveranstaltung?

00:03:52
 Bernhard Taufner: Danke für mehr Zeit, also die Inhalte im Detail. Zuerst müssen wir mal definieren, was ist überhaupt ein Betriebssystem, was, was tut das insgesamt? Und wie schon vorhin kurz erwähnt ein Betriebssystem ist dafür zuständig, die Ressourcen, die uns zur Verfügung gestellt werden. Also wie gesagt, Festplatte, volatiler Speicher, RAM sozusagen, CPU, Grafikkarte, Drucker, Maus, also Eingabe, Ausgabegeräte, Monitor usw. zu organisieren. Dazu lernen wir ein paar Konzepte kennen, zum Beispiel den Prozess als Abstraktionen der CPU insgesamt und Prozesse, sozusagen etwas, wo ein Programm mit einem Programm ausgeführt wird. Wir lernen, wie können wir mit unterschiedlichen Prozessen oder mehrere Prozesse innerhalb des Betriebssystems organisieren und wie können wir damit umgehen? Ist das eine. Das andere: wie wird Speicher organisiert? Es gibt ja mehrere Arten des Speichers: persistenten, also dauerhaften Speicher, Festplatten oder Lochkarten vielleicht für die älteren Zuhörer*innen haben. Und wie organisiere ich nun diesen Speicher? So eine Regel usw. weg umso langsamer wird das Ganze und meistens auch dauerhaft. Und ich muss mir überlegen, welche Daten bringe ich näher an die CPU, welche Daten bringe ich näher an einen Speicher, der wiederum näher an der CPU ist? Und wie kann ich jetzt dafür sorgen, dass diese Speicherzugriffe isoliert voneinander geschehen? Weil ich möchte nicht haben, dass meine Banksoftware gleichzeitig auf denselben Speicher oder auf die selben Speicher stellen zugreifen kann wie eine Software, mit der ich meinen Flug aktuell buche oder dergleichen. Das heißt auch, wie funktioniert diese Isolierung der einzelnen Prozesse untereinander? Sehen unsere weitere Folge auch an: was ist ein Thread, also wir tauchen rein in so einem Prozess, wie kann ich Dinge organisieren, welche Probleme hat die Organisation von Threads oder die Organisation von Prozessen, also das Scheduling? Kann es dazu Deadlock also zu gegenseitigen Blocken insgesamt kommen oder gibt es da noch andere Probleme? Wie geht man mit diesen Problemen aus?

00:05:53
 Bernhard Taufner: Da gibt es mit Mutual Exclusion oder Semaphore als Konzept, also all diese Konzepte, wie organisiere ich insgesamt so ein Betriebssystem begreiflich auf das Ganze zu? Das sehen wir uns insgesamt an. In dieser Vorstellung natürlich nicht nur rein theoretisch, sondern wir wollen auch ein bisschen in die Tiefe reintauchen. Das bedeutet, zu all diesen Dingen, die ich gerade erwähnt habe, werden wir uns auch oder sehen wir uns auch insgesamt praktische Beispiele an Hier benutzen wir Programmiersprache, weil wenn wir etwas umsetzen wollen, ist das natürlich mit einer Programmiersprache am besten. Python ist eine Programmiersprache, mit der sich sehr schnell viele Dinge umsetzen lassen. Wird auch gern für Data Science oder AI genutzt und auch für uns eine sehr praktikable Programmiersprache, weil wir hier unsere Konzepte schnell umsetzen können. Hier lernen wir erkennen, was ist eine virtuelle Maschine, was sind diese einzelnen Schichten, Was können wir auf ein Betriebssystem drauf geben, um den Code auf unterschiedlichen Betriebssystemen ausführen zu können usw.. Auch Deadlock sehen wir uns im Detail an. Wie funktioniert die Organisation des Speichers? Schreiben wir auch was in Dateien. Wir lesen etwas aus Dateien raus und sehen es aber auch gleichzeitig im Betriebssystem an. Was passiert hier? Als Betriebssystem nutzen wir Linux System. Das hat den einfachen Grund. Das ist ein offenes System, das heißt, es ist Open Source. Wir können uns den ganzen Source Code ansehen, es ist frei, also gratis auch benutzbar, der Kern des Ganzen und wir können alle Funktionalitäten gut sichtbar machen für uns. Ja, das sind so allgemein die Dinge in dieser Lehrveranstaltung vom inhaltlichen Standpunkt her.

00:07:29
 Sigrid Schefer-Wenzl: Vielen Dank. Das waren ganz viele Details zu dieser Lehrveranstaltung. Was würdest du empfehlen? Welches Vorwissen sollten Studierende für diese Lehrveranstaltung mitbringen? Das heißt, wenn jetzt Hörer*innen hier haben, die noch Zeit haben, sich ein bisschen auf das Studium vorzubereiten, was würdest du ihnen raten, womit sie sich im Vorfeld ein bisschen beschäftigen können, um gut für diese Lehrveranstaltung gerüstet zu sein?

00:07:54
 Bernhard Taufner: Ja, da kommen wir zu einem kleinen Problem, was wir hier natürlich haben. Wenn wir eine Lehrveranstaltung im ersten Semester anbieten, dann sollten natürlich die Voraussetzungen Maximal Matura Niveau sein. Ich habe auch schon erwähnt, wir programmieren unterschiedliche Teile und sehen uns das in der Praxis auch an. Deshalb ist natürlich Programmieren eine gewisse Voraussetzung. Wir lösen dieses Problem so, indem wir darauf achten, dass diese Lehrveranstaltung sehr spät im Semester startet, wo grundlegende Konzepte der Programmierung schon im Programmieren1 besprochen wurden und auch praktisch angewendet wurden. Das heißt, wir nutzen auch diese Konzepte nochmal. Und wenn man sich vorbereiten möchte, ist natürlich, dass es fürs ganze Studium ideal, dann Grundstock: Programmierung ideal. Das kann in Java sein, muss die Sprache aktuell ist, die wir im Programmieren1 benutzen oder eben auch schon in Python. Weil Python natürlich als Sprache gilt, die relativ einfach zu erlernen und sehr angenehm zu erlernen. Ein weiterer Vorteil: es gibt viele Ressourcen, viele Videos, Onlinekurse und dergleichen, die man sich schon als Vorbereitung ansehen kann. Hier komme ich zu einem anderen Punkt auch noch, der als Vorbereitung ideal wäre, dass man sich Dinge selbst erarbeitet. Das ist einer der wichtigsten Punkte für mich im gesamten Studium, dass ich es schaffe, eine Masse an Information zu erblicken und aus dieser Masse von Informationen mir die wichtigsten Teile rauszusuchen und diese wichtigen Teil für mich aufnehme. Das ist einmal der Programmierteil. Es gibt natürlich auch noch einen anderen Teil, will heißen so ganze Betriebssysteme. Das heißt, wir sehen uns ja Betriebssysteme nicht nur aus der Benutzer*innen Sicht an, sondern auch aus der Entwickler*in Sicht und dergleichen. Das bedeutet, man könnte sich schon unterschiedliche Betriebssysteme ansehen, vielleicht einmal ein Unix Linux Betriebssystem, gewisse Terminalbefehle ausprobieren, also nicht nur über das Graphical User Interfaces das Ganze steuern, sondern auch über die Kommandozeile. Weil in unserem Bereich können wir darüber Dinge schneller automatisieren. Deshalb ist das für uns ein sehr praktikabler Weg, ein Betriebssystem zu bedienen und auch Windows, Also all diese Betriebssysteme mal damit beschäftigen, was ist das überhaupt? Man kann hier virtuelle Maschinen aufsetzen, es gibt vielleicht noch alte Laptops oder alte Geräte oder man hat vielleicht einen Raspberry PI, das ist so ein kleiner Mini PC und hier könnte man schon kleine Projekte aufsetzen, kleine Tutorials machen, um auch Linux Unix kennenzulernen und vielleicht auch Windows von der Kommandozeile.

00:10:19
 Igor Miladinovic: So, dankeschön. Wenn ich jetzt im Studienplan mir diese Lehrveranstaltung anschaue, da steht Betriebssysteme ILV, 3 SWS, 6 ECTS. Das heißt, aus dem Verhältnis zwischen SWS und ECTS kann man schließen, dass man einige selbstständig machen darf in dieser Lehrveranstaltung und ILV bedeutet bei uns integrierter Lehrveranstaltung, das heißt eine Mischung aus Vorlesung und Übung. Kannst du uns vielleicht jetzt erklären, wie das genau organisiert ist? Was ist das Verhältnis zwischen Vorlesung und Übung und wie das Ganze abläuft?

00:10:56
 Bernhard Taufner: Das Verhältnis zwischen Vorlesung und Übungen ist prinzipiell 50:50. Das bedeutet aber, es gibt, machen bei den Vorlesungen meistens Zweierblöcke, Zweiereinheiten, davon gibt es zehn und bei den Übungen haben wir meistens vierer Blöcke, davon gibt es fünf. Daraus resultiert dieses Verhältnis 50:50. Wir treffen uns aber zur Vorlesung ungefähr zehnmal und zu den Übungen fünfmal insgesamt. Aber vom Zeitaufwand oder von der Zeit, die wir miteinander verbringen, ist es exakt gleich. Es gibt dann noch einen einen Teil Distance Learnings, da gibt es drei Distance Learnings, wo selbstständig zu Hause oder auch in einer Gruppe an der FH unterschiedliche Aufgaben gelöst werden müssen. Und diese Aufgaben besprechen wir dann auch gemeinsam in den Übungen. Aber die sind primär sozusagen zu Hause zu lösen, also nicht in den Übungen, wo wir uns treffen. In der Vorlesung beginnen wir mit den theoretischen Inhalten, die ich vorhin schon erwähnt habe. Und sobald wir einige theoretische Inhalte auch schon schon durchgenommen haben, schauen wir, dass wir diese Übungen machen, zu denen wir dann die Theorie auch vertiefen, noch mal besprechen und praktisch anwenden in diesen Übungen. Diese Übungen führen dann zu einer letzten Distance Learning, wo all das Wissen, was aufgebaut wurde, in den einzelnen Übungen noch einmal benutzt wird. Und hier muss man eine kleine Implementierung machen, welche man am Schluss auch kurz erklären muss. Das bedeutet, die Übungen bereiten einen am Schluss davor auf diese Endimplementierung insgesamt und sollen den theoretischen Stoff noch einmal ein bisschen verdichten. Wir haben auch noch eine kleine Special. Nach jeder theoretischen Vorlesung haben wir direkt so einen kleinen Moodleltest, einen Multiple Choice Test. Für diesen Test hat man zwei Tage Zeit, also wird in Moodle immer angezeigt, wie lange man Zeit hat. Und man kann diesen Test auch so oft machen, wie man möchte. Warum machen wir diesen Test? Wir wollen einfach noch einmal zeigen: was sind die Kerninhalte, was sollte man verstanden haben? Und so ist man gezwungen, noch einmal kurz den Theoriestoff zu wiederholen, wenn man ihn schon gemacht hat. Oder vielleicht manchmal kann es auch passieren, dass wir in der Theorie noch nicht so weit sind und vielleicht schon vorbereiten. Diesen Test kann man so oft machen, wie es die Zeit erlaubt, also so oft wie man wie man möchte insgesamt. Und auch das beste Ergebnis zählt hierbei. Wie gesagt, das Konzept ist, man wiederholt es, man liest Begriffe mehrmals und das bildet auch wieder einen kleinen Anteil der Benotung. Der überwiegende Anteil der Benotung wird durch diese Distance Learnings, die beurteilt werden und am Schluss auch durch eine Pen und Paper Abschlussprüfung gemacht. Das ist alles in allem das Konzept von der Lehrveranstaltung, also die Aufteilung, Vorlesung, Übung und als dritten Teil auch Distance Learning.

00:13:40
 Sigrid Schefer-Wenzl: Dankeschön. Jetzt sind wir eben mit dieser Lehrveranstaltung im ersten Semester des Bachelorstudiums. Das heißt, in dieser Lehrveranstaltung werden Grundlagen vermittelt. Aber vielleicht kannst du uns trotzdem sagen: für welche Berufe, glaubst du, ist diese Lehrveranstaltung eine wichtige Grundlage?

00:13:57
 Bernhard Taufner: Ich glaube, da gibt es immer nur eine Antwort. Die ist recht generisch für alle Berufe aus dem Umfeld der IT. Ich kann das auch ganz kurz erklären. Es ist wahrscheinlich nicht zwingend notwendig, um einen Beruf aus der IT zu machen. Aber es ist eine Lehrveranstaltung, die dabei hilft, diesen Beruf, diese berufliche Tätigkeit besser auszuführen und besser zu werden insgesamt. Warum wird man meiner Meinung nach besser, wenn man sich mit Konzepten der Betriebssysteme beschäftigt? Man lernt die Interaktion der Software, die sehr nahe an der Hardware ist, mit der Hardware besser zu verstehen. Also man bekommt ein deutlicheres Bild, man versteht besser, wie ist mein Programm organisiert, wie wird es wirklich dann in der Interaktion mit der Hardware ausgeführt? Was passiert da im Hintergrund? Und durch dieses Wissen kann ein gewisses Gefühl auch dafür entstehen, warum es zu unterschiedlichen Fehlern, zu Problemen, zu Engpässen und dergleichen kommt. Wir werden alle oder die meisten von uns werden nie in die Verlegenheit kommen, ein Betriebssystem zu entwickeln, aber wir werden ähnliche Probleme haben. Wir sehen uns diese Probleme eben an und lernen Lösungsstrategien dafür. Und umso mehr Lösungsstrategien man im Laufe seines Studiums sieht. Für Probleme, die sich wiederholen, umso besser kann man die auf neue Probleme und neue Konzepte insgesamt mappen.

00:15:12
 Bernhard Taufner: Das ist ein Punkt. Ein anderer Punkt ist relativ simpel. Von Betrieben werden gerne auch Inhalte aus den Betriebssystemen dafür genommen um Einstiegstests oder beim Bewerbungsgespräch werden gerne auch Dinge aus Betriebssystemkonzepten gefragt, weil hier haben wir für Softwareentwickler*innen eine Software, die wir alle zu einem gewissen Grad verstehen sollten. Und ein Betriebssystem ist letztlich nichts anderes als eine Applikation für ein Androidphone oder für irgendeine andere Anwendung letztlich, die ich herstelle. Das heißt, hier kann ich zeigen, ich habe diese Applikation, welche relativ komplex ist. Ein Betriebssystem ist durchaus eine komplexe Applikation gut verstanden.

00:15:54
 Igor Miladinovic: Vielen Dank. Wenn du jetzt alle diese Inhalte, die du schon erklärt hast, auf drei wichtigsten Punkten reduzieren solltest, die die Studierenden aus dieser Lehrveranstaltung mitnehmen sollten, was wären diese drei Punkten? Was sind so die drei wichtigsten Sachen, die die Studierenden nach der Lehrveranstaltung beherrschen sollten?

00:16:16
 Bernhard Taufner: Also zuallererst würde ich gerne mit etwas fachlichen anfangen. Studierende sollten verstehen, dass ich gewisse Schichten habe in meiner Software und Betriebssystem ist letztlich Software kombiniert, manchmal mit Hardware und jedes Mal, wenn ich hier eine Schicht einführe: zum Beispiel die Schicht des Betriebssystems. Habe ich die Möglichkeit, dass ich plötzlich C-Code darauf schreiben kann. Wenn ich eine weitere Schicht, einen Browser benutze, kann ich plötzlich eine Webapplikation drauf laufen lassen. Dieses Konzept wiederholt sich immer wieder. Das ist für mich eines der absolut wichtigsten Konzepte der Betriebssysteme. Ich habe immer eine virtuelle Schicht, die die Kommunikation nach unten, zur Hardware oder nach unten zum Betriebssystem herstellt. Und dann habe ich eine definierte, wohldefinierte Schnittstelle nach oben, wo ich als Entwickler und Entwicklerin damit sprechen kann und hier meine Software interagieren lassen kann mit der darunterliegenden Schicht. Das ist das der erste Punkt. Der zweite Punkt: Studierende sollen mitnehmen, dass sie, wenn sie ein neues Problem haben, ein altes Problem nehmen können, versuchen können, ein schon bestehendes und schon gelöstes Problem identifizieren und die Lösung für das neue Problem adaptieren können. Das heißt eine gewisse Kreativität bekommen. Wie löse ich nun neue Probleme? Wie kann ich neue Probleme insgesamt lösen mit schon vordefinierten Methodiken? Und der dritte Punkt ist für mich, dass man bei den Betriebssystemen auch lernt oder erkennen sollte, dass es nicht die beste Lösung gibt, sondern die Lösung immer abhängig vom Umfeld ist. Das Betriebssystem existiert nicht für sich alleine, sondern es gibt immer eine Benutzer*in Interaktion mit dem Betriebssystem und die Interaktion mit dem Betriebssystem ist nicht vorhersehbar. Das bedeutet, ich weiß erst im Nachhinein, was meine beste Lösung gewesen wäre. Und dieser Punkt, den kann man die Lösungen kann man immer besser machen, umso mehr Erfahrung man insgesamt hat. Aber letztlich muss man unterschiedliche Lösungswege ausprobieren und man sieht erst in der Zukunft, wie gut der Lösungsweg war, weil die Zukunft sich natürlich immer ändern kann und man das nicht immer vorhersehen kann. Es sind letztlich die drei Punkte, die ich gern die für mich am wichtigsten wären, dass Studierende diese Punkte mitnehmen aus der Lebenswelt.

00:18:30
 Sigrid Schefer-Wenzl: Dankeschön. Und zum Schluss dürfen wir dir auch ein paar spontane Fragen stellen im Sinne von Fragen, die du vorher nicht gekannt hast und die ein bisschen persönlicher sind. Damit schließen wir üblicherweise unsere Podcastfolgen ab. Und meine erste Frage wäre: mit welchem Betriebssystem arbeitest du persönlich am liebsten?

00:18:52
 Bernhard Taufner: Mir vollkommen egal, weil ich finde, dass jedes Betriebssystem einen gewissen Zweck erfüllt. Und ich arbeite am liebsten mit dem Betriebssystem, was mir für den Zweck, für den ich es brauche, am wenigsten Arbeit zusätzlich macht. Das ist meistens Windows, weil da habe ich meine Active Directory auf meinem Laptop und wird von der Firma letztlich alles administriert und ich muss mich um nichts kümmern. Das ist im Serverbereich meistens ein Linuxsystem.

00:19:19
 Igor Miladinovic: Dankeschön. Zweite Frage aus dieser Reihe Wir haben oft so Projekte mit Studierenden, wo mehrere Personen, also mehrere Studierende, an einem Thema arbeiten, diese Teamprojekte. Wie beurteilst du individuelle Leistungen in so einem Team von Studierenden?

00:19:35
 Bernhard Taufner: Mir ist persönlich relativ wichtig, dass man darauf Acht gibt und sobald es in meinem Fall zu Teamprojekten kommt, gibt es für mich zwei Möglichkeiten. Entweder ich habe die Möglichkeit, dass ich die Personen einzeln etwas fragen kann und hier noch gewisse Einzelleistungen hervorkehren kann. Das ist eine Möglichkeit. Wenn ich diese Möglichkeit nicht habe, dann mache ich es gerne, dass ich einen gewissen Pool an Punkten vergebe. Und Studierende können dann selbst aufteilen, wer wieviel Arbeit geleistet hat. Ist eben bei Projekten, wo ich weder etwas nachprüfen kann, letztlich also wissentlich, weil wenn man sich etwas aus Arbeitspakete aufteilt, dann habe ich hier nicht so den Einblick insgesamt. Wenn aber jede Person gesamtes Wissen haben sollen, dann brauche ich auch jede Person einzeln an - diese zwei Möglichkeiten.

00:20:21
 Sigrid Schefer-Wenzl: Alles klar, dankeschön. Und unsere letzte Frage Kannst du uns vielleicht eine Anekdote aus deinem eigenen Studium erzählen?

00:20:30
 Bernhard Taufner: Also ich weiß nicht, ob man das direkt Anekdote nennen kann, aber. Aber ein Punkt, der mir im Laufe meines Studiums immer wieder aufgefallen ist und den ich immer wieder beobachtet habe, war, umso weiter ich gekommen bin, umso mehr ich gelernt habe und umso mehr ich Arbeit investiert habe, umso unwissender habe ich mich insgesamt gefühlt. Das ist etwas, was ich vielleicht auch mitgeben möchte, wenn man glaubt, man hat schon jegliches Wissen für sich aufgebaut und weiß schon insgesamt alles, dann hat man wahrscheinlich noch sehr, sehr viel zu machen, wenn man sieht, was man alles noch nicht kann und alles noch nicht weiß und alles noch nicht aufgebaut hat, ist das der Punkt, wo man doch schon durchaus ein großes Stück des Weges gegangen ist.

00:21:12
 Igor Miladinovic: Vielen Dank Bernhard für diese Einblicke in die Lehrveranstaltung Betriebssysteme. Danke auch an unsere Zuhörer*innen für die Aufmerksamkeit. Alles Gute und bis zum nächsten Mal.

00:21:26
 Sigrid Schefer-Wenzl: Bis zum nächsten Mal.