10 nach 10 Podcast
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SDE: Requirements Engineering
Der erste Schritt in einem Softwareprojekt besteht aus der Analyse der Problemstellung und der Erfassung von Kundenwünschen. Diese Phase wird als Requirements Engineering bezeichnet und stellt die Basis für das gesamte Projekt dar, von der Aufwandsabschätzung bis zur Qualitätssicherung.
Requirements Engineering ist als Lehrveranstaltung im 1. Semester in unserem Masterstudium angesiedelt. In dieser Folge stellen wir Ihnen gemeinsam mit dem Vortragenden diese Lehrveranstaltung vor.
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Intro Speaker: Wissenswertes und Wissen. News aus den Studiengängen der Technik an der FH Campus Wien.
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Sigrid Schefer-Wenzl: Der erste Schritt in einem Software Projekt besteht aus der Analyse der Problemstellung und der Erfassung von Kundenwünschen. Diese Phase wird als Requirements Engineering bezeichnet und stellt die Basis für das gesamte Projekt dar. Von der Aufwandsabschätzung bis zur Qualitätssicherung. Je professioneller Requirements Engineering durchgeführt wird, umso weniger Fehler und Missverständnisse müssen später kostspielig behoben werden.
00:00:47
Igor Miladinovic: Requirements Engineering ist als Lehrveranstaltung im ersten Semester in unserem Masterstudium Software Design and Engineering angesiedelt. Diese Lehrveranstaltung fokussiert auch wichtige Aspekte des Requirements Engineering für Softwareentwicklung und deckt auch die Inhalte der führenden Zertifizierung durch das International Requirements Engineering Board ab. In dieser Folge stellen wir Ihnen gemeinsam mit dem Vortragenden diese Lehrveranstaltung vor.
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Igor Miladinovic: Die Entwicklung der Informatik und digitalen Kommunikation war nie so schnell wie heute
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Sigrid Schefer-Wenzl: und sie wird nie so langsam sein wie heute.
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Igor Miladinovic: In diesen Podcast stellen wir wichtige Themen rund um unsere Informatik Studiengänge der FH Campus Wien vor,
00:01:42
Sigrid Schefer-Wenzl: die sie optimal für diese Entwicklung vorbereiten werden.
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Igor Miladinovic: Willkommen zu dieser Folge von unserem Podcast 10 nach 10. Mein Name ist Igor Miladinovic und ich bin der Studiengangsleiter von den Studiengängen Computer Science and Digital Communications und Software Design and Engineering.
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Sigrid Schefer-Wenzl: Willkommen auch von meiner Seite. Mein Name ist Sigrid Schefer-Wenzel und ich lehre in diesen beiden Studiengängen.
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Igor Miladinovic: Heute reden wir über Requirements Engineering. Das ist eine Lehrveranstaltung, die in unserem Master angesiedelt ist und mit heute ist bei uns Christian Trollinger, der diese Veranstaltung abhaltet. Am Anfang würde ich dich, Christian, bitten, dass du dich kurz vorstellst.
00:02:26
Christian Ploninger: Vielen Dank auch. Herzlichen Dank für die Einladung, dass ich hier heute sein darf. Ich freue mich schon, den Studierenden ein wenig Einblick in die Lehrveranstaltung zu geben und bin ganz gespannt darauf. Mein Name ist Christian Ploninger, tätig für die Firma Frequentis. Um Ihnen ein bisschen einen Kontext zu meiner Tätigkeit zu geben: Frequentis ist weltweit führend im Segment der Sicherheitskritischen Sprachsysteme. Was kann man sich darunter vorstellen? Darunter fallen Kommunikationssysteme und Leitstände für Blaulicht Organisation, also z.B. für Rettung, Polizei, Feuerwehr. Aber darüber hinaus auch Kommunikationssysteme für Flugsicherung, Bahn und Schiffsverkehr. Begonnen habe ich meine Tätigkeit bei Frequentis als Projektleiter für die europäische Flugsicherungsbehörde Euro Control und habe dann dort eine Zeit lang ein Softwareentwicklungsprojekt geleitet. Gerade in diesem Umfeld, bei dem es besonders auch um Menschenleben geht, dieses wortwörtlich eigentlich lebenswichtig, dass man professionelles Requirements Engineering betreibt und dies auch mit entsprechender Qualität macht. Bei Frequentis hab ich dann auch in den letzten Jahren das Fachnetzwerk Requirements Engineering, erfolgreich aufgebaut, bei dem sich Kolleginnen und Kollegen aus dem Konzern weltweit zu dem Fachthema Requirements Engineering vernetzen und hier das Thema auch intern weiterentwickeln. Dieses Netzwerk habe ich dann auch mehrere Jahre selbst geleitet und bin heute der politische Schirmherr des Netzwerks. Darüber hinaus leite ich auch in der Firma Frequentis das Interne Requirements Engineering Zertifizierungsprogramm und das auch mit sehr viel Leidenschaft.
00:04:00
Sigrid Schefer-Wenzl: Vielen Dank! Deine Lehrveranstaltung ist ja auch so konzipiert, dass sie Inhalte der angesehenen Zertifizierung im Bereich Requirements Engineering beinhaltet. Also IREB, vielleicht kannst du uns kurz die Inhalte der Lehrveranstaltung vorstellen und inwiefern sie auch die Inhalte dieser Zertifizierung abdeckt.
00:04:19
Christian Ploninger: Sehr gerne. Die Inhalte der Lehrveranstaltung orientiert sich wie schon gesagt am international bekannten Standard Requirements Engineering, CPR Kurz, oder auch Certified Professional for Requirements Engineering des International Requirements Engineering Boards, kurz IREB. Die Inhalte dieser Lehrveranstaltung richten sich an all jene, die in das Thema Requirements Engineering in irgendeiner Art involviert sind. Dazu zählen z. B. Requirements, Ingenieure, Business Analysten, System Analytiker, aber auch Product Owner, Produktmanager, Software und System, Entwickler, Projektleiter und Experten. Die Lehrveranstaltung selber vermittelt sämtliche Grundlagen, um das Thema Requirements Engineering, angelehnt an den Standard. Dazu zählen Themen wie die Erhebung von Anforderungen, die Dokumentation von Anforderungen sowie die Validierung bis hin zum Management von großen Mengen von Anforderungen. Dabei lernen Studierende z.B. unterschiedliche Erhebungs Methoden kennen, und auch wie diese eingesetzt werden, welche Arten es gibt, um Anforderungen gut und effizient zu dokumentieren, Konflikte zu bearbeiten, die im Rahmen des Requirements Engineering entstehen, bis hin zur effizienten Strukturierung von Anforderungsgerüsten.
00:05:34
Igor Miladinovic: Vielen Dank. Also diese Zertifizierung, IREB kann man dann optional noch machen im Rahmen einer separaten Prüfung, die nicht bei uns stattfinden darf. Was ist deine Meinung über diese Zertifizierung? Inwiefern ist sie relevant für die Praxis?
00:05:50
Christian Ploninger: Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass die IREB Zertifizierung ein wirklich gutes, solides Rüstzeug liefert, um Requirements Engineering professionell in der Praxis anzuwenden. Darüber hinaus steigert sie natürlich auch den persönlichen Wert jedes Einzelnen, der über so eine Personen Zertifizierung verfügt. Ich persönlich kann jedem raten, der in irgendeiner Weise sich für das Thema Requirements Engineering interessiert ist, die Zertifizierung zu machen. Sie hat aus meiner Sicht eine große Relevanz für die Praxis und gibt wirklich inhaltlich auch einen guten Startschuss in eine Berufslaufbahn im Requirements Engineering.
00:06:25
Sigrid Schefer-Wenzl: Dankeschön. Kannst du uns vielleicht noch kurz darstellen, wie die Lehrveranstaltung organisiert ist? Also Vorlesungsanteil, Übungsanteil, wie du das mischt? Das wird uns auch interessieren.
00:06:38
Christian Ploninger: Also diese Lehrveranstaltung ist eine integrierte Lehrveranstaltung das heißt sie besteht aus zwei Teilen bei mir. Einerseits gibt es einen Übungs Teil und zweiter Hand gibt es einen Test über den Stoff der Lehrveranstaltung. Möchte gleich vielleicht kurz auf diese zwei Teile ein wenig näher eingehen. Der Übungs Teil wird in Gruppen erarbeitet. Jede Gruppe kann sich hier ein eigenes Software Entwicklungsprojekt wählen und auf dessen Basis erarbeiten wir dann über das Semester hinweg, Woche für Woche die einzelnen Themen. Die Studierende präsentieren dann auch in wöchentlichen Vorträgen die Ergebnisse ihrer Übung, aber auch darüber hinaus die Lernerfahrungen und Erkenntnisse, die sie mit dieser Übung gewonnen haben. Das passiert im Rahmen von Kurzvorträgen. Am Ende des Semesters haben die Studenten dann einerseits einen vollständigen Überblick über das Themengebiet und ein selbst erarbeitetes Referenzdokument zu Thema Requirements Engineering für ihre zukünftige Arbeit, zu dem sie immer wieder zurückkommen können, sollte das mal notwendig sein. Der Test, den ich eingangs erwähnt habe, der orientiert sich strukturell auch an der offiziellen Zertifizierungsprüfung für CPRE. Mir ist es wichtig, dass ich den Studierenden da eine optimale Vorbereitung bieten kann. Und das betrifft nicht nur die inhaltliche Komponente, sondern auch die formale Komponente aus meiner Sicht. Also deswegen orientieren wir uns auch strukturell und formal an Gegebenheiten, Zertifizierungen, Prüfung, um sozusagen eine Art Testlauf machen zu können für eine etwaig nachfolgende Zertifizierung Prüfung. Neben den zwei Säulen des Tests und der Übung ist mir persönlich ganz wichtig die aktive Mitarbeit von Studenten, weil ich glaube, dass nur aus aktiver Arbeit mit dabei eigenen Erfahrungen auch effizient Lernerfahrungen gewonnen werden können.
00:08:31
Igor Miladinovic: Vielen Dank. Requirements Engineering ist eigentlich eine Disziplin, die viel Kundennähe braucht, weil die Requirements werden üblicherweise gemeinsam mit Kunden definiert, spezifiziert. Kannst du uns vielleicht sagen, auf welche Berufe diese Lehrveranstaltung vorbereitet.
00:08:49
Christian Ploninger: Sehr gerne. Also im Rahmen meiner persönlichen Entwicklung hatte ich das Glück, Softwareentwicklungsprojekte aus den unterschiedlichsten Rollen, Berufsbildern heraus betrachten zu können. Eine für mich wirklich wichtige Erkenntnis, die mich auch dann für das Thema Requirements begeistert hat, ist das Requirements Engineering einen extrem hohen Anteil oder Einflussfaktor für den Projekt Erfolg hat. Das heißt, mit gutem Requirements Engineering bzw schlechten Requirements Engineering, kann man dem Projekterfolg in einem hohen Maß beeinflussen, Das ist wirklich das Spannende für mich. Und weil das so ist, weil dieser Einfluss von Requierements Engineering zum Projekterfolg, ein recht hoher ist, ist es auch so, dass Requirements Engineering als Tätigkeit grundsätzlich für relativ viele Berufsbilder in der IT relevant ist. Zu unterschiedlichen Graden muss man auch sagen. Die Kernberufsbilder, glaube ich, sind die Themen, als Requirements Ingenieur tätig zu sein, aber auch dem Architekten und Business Analysten. Für die zählt es eigentlich zu deren Kernaufgabe. Also wenn man sich nicht für Requirements Engineering begeistern kann oder will, aber gerne in die Architektur Richtung gehen will, auch dort ist Requirements Engineering eine ganz wichtige Komponente. Also die klassische Business Analysten und Architekten, Diese Rollen sind Experten im Requirements Engineering. Darüber hinaus glaube ich aber auch, dass es für Projektleiter relevant ist, dies aufgrund eben dieses hohen Einfluss Faktors Produkt Owners, und bis zu einem gewissen Maß müssen auch Software Ingenieure oft Requirements Engineering in ihrem Bereich mit denken und Software Designer auch. Also die Frage ist insofern eigentlich leicht zu beantworten. Grundsätzlich ist es für fast alle Entwicklungs Tätigkeiten aus meiner Sicht interessant. Besonders interessant ist es für die Rollen des Requiems Ingenieurs System-, Architekten,- Business Analysten, aber auch Projektleiter.
00:10:39
Sigrid Schefer-Wenzl: Danke. Wenn du jetzt deine Lehrveranstaltung auf drei Inhalte komprimieren müsstest, Was sind so für dich die drei wichtigsten Inhalte, von denen du dir wünschen würdest, dass das alle, möglichst alle Studierende mitnehmen?
00:10:52
Christian Ploninger: Ich möchte es vielleicht in zwei Komponenten teilen, und zwar einerseits in die Komponente der Fachkenntnisse und zweitens in die Komponente der Persönlichkeitsentwicklung. Im Bereich der Fachkenntnisse ist es mir wichtig, dass Studenten erkennen, dass Requirements Engineering ein wichtiger Schritt ist um Projekt Erfolg zu sichern. Requirements Engineering ist nicht etwas das man mal nebenbei machen kann. Es zahlt sich immer aus, beim Projekt Requirements Engineering zu machen. An zweiter Stelle ist es mir bei den Fachkenntnissen relevant, dass es darum geht, dass Studierende lernen, sich auf das Wichtige zu fokussieren. Requirements Engineering, Man kann Requirements Engineering sehr lange und sehr breit betreiben. Aber es ist wichtig, das Relevante zu identifizieren, um effizient arbeiten zu können. Also die Konzentration auf das Relevante. Und das Dritte ist, das Studierenden mitnehmen, das es im Requirements Engineering nicht darum geht, lange Dokumente zu schreiben. Es ist oft ein Vorurteil gegenüber dem Requirements Engineering, dass da einfach nur viele lange Dokumente geschrieben werden. Und das ist die Tätigkeit, darum geht's gar nicht. Da vorher schon kurz gesagt worden ist Requirements Engineering ist ei Prozess, der sehr stark auch mit dem Kunden arbeitet. Dieser Prozess, der geschieht halt nicht auf Dokumenten, sondern geschieht hauptsächlich in den Köpfen der Software Ingenieure, aber eben auch in den Köpfen von Kunden. Daher, und das ist, glaube ich, auch wirklich eine Essenz, die mir sehr wichtig ist: Gutes Requirements Engineering kommt nicht ohne Kundenkontakt aus. Wenn all diese fachlichen Komponenten sozusagen gegeben sind, dann bin ich schon sehr froh, wenn Studierende das mitnehmen können aus meiner Lehrveranstaltung. Darüber hinaus versuche ich aber auch unsere Studierenden bei der Persönlichkeitsentwicklung bzw. der Entwicklung für ein zukünftiges Berufsbild zu unterstützen. Und da glaube ich ganz wichtig an erster Stelle, dass Studierende lernen. Das ist aus meiner Sicht für die IT eine Kernkompetenz. Dass sie ihre Abstraktionsfähigkeiten verbessern, also die Fähigkeiten, in unterschiedenen Abstraktionsebenen zu denken. Als Software Ingenieure haben wir oft mit sehr komplexen Systemen zu tun. Die Fähigkeit, zwischen unterschiedlichen Abstraktionsebene zu unterscheiden und auch diese zu wechseln, ist aus meiner Sicht essentiell, um die Systeme effizient bearbeiten zu können. Die Entwicklung der Abstraktion Fähigkeit ist der erste Punkt an der Stelle. Der zweite ist, und das ist glaube ich in den Fachkenntnissen ein bisschen angeklungen, beim Requirements Engineering gibt's einen trade off zwischen Vollständigkeit und Relevanz. In meiner Lehrveranstaltung versuche ich den Studierend beizubringen, dass es nicht um Vollständigkeit geht, sondern dass es um Relevanz geht. Dass es darum geht, dass die Zeit sinnvoll einsetzen, dass sich sich auf das Wichtige konzentrieren und nicht in Vollständigkeit verlaufen. Ein sinnvoller Einsatz der vorhandenen Mitteln, und in diesem Fall ist es die persönliche Zeit der Studierenden, ist eine gute Übung für das zukünftige Berufsleben. Und das dritte, was ich in versuche mitzugeben, ist das Thema Management Summaries oder Elevator Pitches. In meiner beruflichen Laufbahn sehe ich immer stärker, wie schwer es scheinbar ist, eine gute Management Summary zu erhalten. Ich glaube, dass es eine wirklich relevante Kompetenz ist. Ich versuche daher meine Studierenden eben mit diesen vorher schon angesprochenen Kurzvorträgen auf das Thema Elevator Pitches vorzubereiten. Und im Berufsleben ist es oft wichtig, dass man Entscheidungsträger wie Geschäftsführer, CEOs oder auch Vorstände schnell und effizient die relevanten Informationen präsentiert. Diese Fähigkeit, relevante Informationen abzuleiten, zu kondensieren versuche ich mit dieser Übung der Kurzverträge meinen Studierenden auch mitzugeben.
00:14:31
Igor Miladinovic: Vielen Dank, Christian, für diese sehr gute Antwort, das sind gleich mehrere Punkte, die ich sofort so unterschreiben kann. Oder wir beide eigentlich, wir sehen auch ein Studium aks eine nicht nur fachliche, sondern auch persönliche Weiterentwicklung und das, was du gesagt hast Relevanz vor Vollständigkeit, das ist auch ein sehr wichtiger Punkt, weil wenn man sich auf die Vollständigkeit oder Perfektionismus fokussiert, dann leidet oft Relevanz darunter und es ist nicht zielführend. Wir kommen jetzt zum letzten Teil, wo du von uns drei persönliche Fragen bekommst die jetzt nicht direkt relevant für diese Lehrveranstaltung sind, aber die etwas über deine Sichtweise verraten auf das ganze System, auf das Studium oder andere Komponenten. Und ich fangen gleich mit einer Frage an die nicht so trivial ist. Wir wollten dich fragen, ob du ein Erlebnis hast aus deinem Studium. Ein interessantes, lustiges Erlebnis, das du mit uns teilen willst?
00:15:35
Christian Ploninger: Vielen Dank für die Frage. Und ich muss sagen ja, das ist durchaus so. Und ich erzähle auch sehr gerne, was dieses Erlebnis ist. Vielleicht noch vorab als ich begonnen habe, diese Lehrveranstaltung zu konzipieren, war genau diese Frage, die ich mir selbst gestellt habe. Was hat mir als Student an meinen Vorträgen gefallen und was ist mir in Erinnerung geblieben? Und diese Aspekte oder Komponenten habe ich als Leitlinie genommen, wie ich diese Lehrveranstaltung konzipiert habe. Ein besonderes Erlebnis, das ich hatte. Als junger Student der Technischen Informatik war ein Professor, der im großen Audimax gestanden ist und uns gesagt hat, wir sollen uns von niemandem einreden lassen, dass Informatik etwas Schlechtes ist, sondern dass wir stolz darauf sein sollen, was wir tun, was wir machen. Und das ist etwas, das in Erinnerung geblieben ist. Weil die Disziplin, die wir erlernen, ist glaube ich, ein toller Bereich. In der Software arbeiten wir täglich oft in einem schöpferischen Prozess. Und das sollten wir uns von niemand madig reden lassen. Also wir sind Experten auf unseren Gebieten und als solche können und dürfen wir auch auftreten.
00:16:35
Sigrid Schefer-Wenzl: Dankeschön. Jetzt bist du ja als nebenberufliche Lektor bei uns nicht ständig damit konfrontiert, Studierende zu benoten. Was bedeutet eine Note für dich?
00:16:48
Christian Ploninger: Noten für mich persönlich als Student waren durchaus ein wichtiges Kriterium, um Feedback zu erhalten. Und zwar nicht darüber über eine Beurteilung, wie ein Lehrender mich beurteilt, sondern vor allem dafür, ob man Zeitinvestment in die Vorbereitung zu einer Prüfung zu viel, zu wenig oder gerechtfertigt war. Das ist für mich die Bedeutung einer Note. Vielleicht das Beispiel dazu: Ich habe Studienkollegen, die gute Freunde von mir sind, die sich supertoll über 3er und 4er freuen und gefreut haben. Und ich habe auch Noten wo ich sag, das ist für das Investment, das ich getätigt hab ok. Und ich glaube, der Absolute Wert einer Note ist für mich nicht so wichtig. Natürlich freut man sich, wenn man ein Sehr Gut erhält. Aber viel interessanter und relevanter ist für mich diese Balance zwischen Investment und Ergebnis.
00:17:41
Igor Miladinovic: Dankeschön und wir kommen zu der letzten Frage: Was wäre eine gute Studentin und ein guter Student für dich?
00:17:50
Christian Ploninger: Ich glaube, was ich mir von Studierenden erwarte, ist Ehrlichkeit. Mir ist bewusst, dass nicht jeder meiner Studierenden sich in die Richtung eines Requirements Ingenieurs entwickeln wird, manche vielleicht auch gar kein Interesse daran haben. Das kann schon sein. Aber ich glaube, es geht darum, auch denen, die Interesse daran haben, die entsprechende Förderung zukommen zu lassen. Und deswegen ist Interesse für mich etwas ganz Wichtiges. Aktive Mitarbeit und persönliche Lernerfahrungen. Ein idealer Student oder Studierende wäre für mich jemand, der Interesse an dem Thema zeigt. Den ich auch durchaus individuell die Möglichkeit hab zu fördern für das Thema, und auch der vielleicht ganzheitlich beginnt zu denken und nicht in Kategorien von Disziplinen. Das, was wir im Requirements Engineering erlernen, hat einen sehr starken Einfluss auf viele andere Disziplinen. Genauso ist es andersherum, wenn ich ans Projektmanagement denke, wenn ich an die Architektur denke, wenn ich an die Softwareentwicklung denke. All das sind Disziplinen, die miteinander verbunden sind. Das in einer Ganzheitlichkeit zumindest versuchen wahrzunehmen oder vielleicht sogar wahrzunehmen, wäre für mich ein idealer Studierender.
00:19:04
Igor Miladinovic: Ja, das ist eine eine sehr schöne Antwort auf diese Frage, die auch nicht so eindeutig trivial ist. Vielen Dank für alle diese Einblicke. Es war sehr informativ und spannend. Danke auch Ihnen, Zuhörerinnen und Zuhörer fürs Interesse. Wir hören uns wieder in der nächsten Folge. Bis dann.
00:19:25
Sigrid Schefer-Wenzl: Bis zum nächsten Mal.