10 nach 10 Podcast

HT: Blockchain

Sigrid Schefer-Wenzl and Igor Miladinovic

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Eine Blockchain ermöglicht es, Informationen mithilfe einer dezentralen Datenbank fälschungssicher zu übermitteln. Die Datenbank wird auch als Distributed Ledger bezeichnet. Sie ist auf vielen Rechnern in einem Peer-to-Peer-Netzwerk abgelegt, wobei jeder neue Knoten mit seinem Beitritt eine vollständige Kopie der Blockchain übernimmt und ab sofort die Aufgabe hat, Transaktionen zu überprüfen und zu dokumentieren. 

In dieser Folge geben wir gemeinsam mit einem Blockchain-Experten einen kurzen Überblick über diese zukunftsträchtige Technologie. Wir sprechen über die konkrete Funktionsweise, Einsatzbereiche und Vor- und Nachteile der Blockchain. In unserem Masterstudium planen wir ab kommenden Wintersemester eine neue Vertiefungsmöglichkeit in diesem Bereich.

Intro Speaker: Wissenswertes und Wissen, News aus den Studiengängen der Technik an der FH Campus Wien.

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 Intro Speaker: Eine Blockchain ermöglicht es, Informationen mithilfe einer dezentralen Datenbank fälschungssicher zu übermitteln. Die Datenbank wird auch als Distributed Ledger bezeichnet. Sie ist auf jeden Rechner in einem Peer to Peer Netzwerk abgelegt, wobei jeder neue Knoten mit seiner Beitritt eine vollständige Kopie der Blockchain übernimmt und ab sofort die Aufgabe hat, Transaktionen zu überprüfen und zu dokumentieren.

00:00:50
 Sigrid Schefer-Wenzl: In dieser Folge geben wir gemeinsam mit einem Blockchain Experten einen kurzen Überblick über diese zukunftsträchtige Technologie. Wir sprechen über die konkrete Funktionsweise, Einsatzbereiche und Vor und Nachteile der Blockchain. In unserem Masterstudium planen wir ab kommenden Wintersemester eine neue, Vertiefungsmöglichkeit in diesem Bereich.

00:01:15
 Igor Miladinovic: Die Entwicklung der Informatik und digitalen Kommunikation war nie so schnell wie heute

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 Sigrid Schefer-Wenzl: und sie wird nie so langsam sein wie heute.

00:01:26
 Igor Miladinovic: In diesem Podcast stellen wir wichtige Themen rund um unsere Informatik Studiengänge der FH Campus Wien vor,

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 Sigrid Schefer-Wenzl: die sie optimal für diese Entwicklung vorbereiten.

00:01:40
 Igor Miladinovic: Willkommen zu dieser Folge von unserem Podcast 10 nach 10. Mein Name ist Igor Miladinovic und ich bin der Studiengangsleiter von den Studiengängen Computer Science and Digital Communications und Software Design and Engineering.

00:01:53
 Sigrid Schefer-Wenzl: Willkommen auch von meiner Seite. Mein Name ist Sigrid Schefer-Wenzl und ich unterrichte in diesen beiden Studiengängen.

00:01:59
 Igor Miladinovic: Das Thema von der heutigen Folge ist Blockchain und ich freue mich sehr, dass wir einen sehr erfahrenen Gast in diesem Bereich haben. Sein Name ist Zoltan Fazekas und er hat viele Jahre Erfahrung im Blockchain Bereich. Das ist mal etwas, was sehr wichtig ist. Noch wichtiger ist es, dass er von diesem Thema wirklich begeistert ist und er hat uns auch für dieses Thema bei uns noch mehr Interesse erweckt. Und am Anfang würde ich war Herr Fazekas bitten, dass er sich kurz vorstellt.

00:02:34
 Intro Speaker: Danke für die Einladung erstmal zu dem Podcast Mein Name ist Zoltan Fazekas, ich bin aktuell Geschäftsführer eines Cybersecurity Startups namens My Privacy. Ich bin ursprünglich studierter Informatiker. Ende der 90er habe ich Informatik studiert, danach promoviert. Meine Laufbahn begann als Softwareentwickler in den 90er Jahren, später Softwarearchitektur Projektleitung, Beratung und verschiedene Management Rollen innegehabt. Und die Begeisterung, die anhaltende Begeisterung für das Thema Blockchain ist bei mir im Jahr 2016 erwacht. Dann habe ich mich tief eingegraben in die Thematik und seitdem berate ich Firmen beim Einsatz der Technologie. Ich entwickle auch selber Blockchain Anwendungen, betreibe Blockchain Knoten, halte Vorlesungen, Seminare und vieles mehr, in diesem Umfeld.

00:03:26
 Sigrid Schefer-Wenzl: Vielen Dank für die Vorstellung. Der Blockchain Begriff ist jetzt seit einigen Jahren in aller Munde, kann man sagen. Trotzdem glaube ich, verstehen nur wenige, was es wirklich bedeutet. Wie würden Sie denn die Blockchain-Technologie jemandem ohne viel technischen Hintergrund beschreiben?

00:03:43
 Zoltan Fazekas: Ich würde das Allerwichtigste in den Vordergrund stellen unter den Merkmalen der Technologie. Und das es eine Technologie ist, die Systeme sicherer macht. Um genauer zu sein Manipulationssicherer. Herkömmliche Systeme kann der Betreiber unbemerkt verändern, ohne dass die Benutzer es überhaupt mitbekommen. Und hier ist die Blockchain einfach anders. Mit einer Blockchain oder Systemen auf Basis von Blockchains unterbinden wir das, weil es eine Vielzahl von Betreibern gibt. Alle Ergebnisse werden nachgerechnet, werden kryptografisch abgesichert, anstatt dass sich die Betreiber gegenseitig blind vertrauen.

00:04:21
 Igor Miladinovic: Danke für diesen Helikopterview über Thema Blockchain. Uns würde jetzt interessieren, wie Blockchain jetzt wirklich funktioniert?

00:04:29
 Zoltan Fazekas: Also zur Einordnung: die Blockchain ist eine Backend Infrastruktur, so würde ich sie beschreiben. Sie ist eine Infrastruktur für neuartige Applikationen, die dezentralisierte Applikationen. Solcher Applikationen laufen anstelle eines zentralen Computers redundant auf vielen vernetzten Rechnern. Die Rechner sind die Knoten in einem Netzwerk, die Interaktionen, die Befehle der Benutzer, die heißen übrigens Transaktionen bei dezentralisierten Applikationen oder bei der Blockchain. Die müssen auf allen diesen Rechnern in dem Netzwerk in der gleichen Reihenfolge ausgeführt werden. Die Transaktionen müssen auch auf allen Knoten auf die gleiche Art und Weise geprüft werden und ausgeführt werden. Dafür sorgen Smart Contracts. Weiterer Begriff: dieses Smart Contracts sind schlichtweg Programme, die die entsprechende Logik enthalten, Regeln enthalten, die Prüfungen durchführen und die Änderungen berechnen. Wie passiert das Ganze? Wie ist der Ablauf? Die Transaktionen, die werden von den Benutzern erzeugt und über einen Knoten über einen dieser Rechner dem Netzwerk mitgeteilt. Die werden dann weitergeleitet zwischen den Knoten gesammelt und bestimmte Knoten fassen die Transaktionen diese Befehle in Blöcke zusammen. Die Blöcke werden miteinander verknüpft. Hier kommt auch der Name her Blockchain: Blockkette verknüpfte Blöcke und dann werden diese Blöcke, die neuen Blöcke im gesamten Netzwerk bekannt gegeben. Alle Rechner in dem Netz die über diese Blöcke erfahren oder diese Blöcke erhalten, die müssen sich dann entscheiden und für eine oder eine der möglichen Ketten, kann ja mehrere geben, weil das alles irgendwie parallel passiert und nicht zentral koordiniert ist. Und die entscheiden sich naturgemäß für die Kette, die am schwierigsten zu ersetzen ist, die am sichersten ist. Und hier kommen die sogenannten Consensus Verfahren ins Spiel. Entweder ist es die Kette, in die die meisten Rechner Arbeit investiert wurde. Das Verfahren heißt Proof of work. Oder ist es einfach die Kette, in die die höchste Menge an Kryptowährung oder eines Crypto Assets gesetzt wurde. Aber es kann auch die Kette sein. Wieder ein weiteres: Das ist Proof of Stake, um es zu ergänzen. Oder ist es eben die Kette bei einem weiteren Verfahren namens Proof of Austerity, die von den meisten unterschiedlichen Validation, die diese Blöcke bilden und überprüfen. Signiert wurde es auf verschiedene Arten von Netzwerken, verschiedene Verfahren Consensus Verfahren, alle mit dem gleichen Ziel, eine einheitliche Reihenfolge der Transaktion zu garantieren, bevor sie endgültig ausgeführt werden auf den Knoten, auf allen Knoten in dem Netzwerk und dann auch, um abzusichern, dass die Transaktion endgültig sind und unveränderbar. Es gibt übrigens auch immer wieder neue Konsens Verfahren, Consensus Algorithmen, die vorgeschlagen werden mit dem gleichen Ziel. Wie schon erwähnt, die einheitliche Sortierung zu garantieren. Nur manche von ihnen nutzen gar keine Blöcke und gar keine Blockkette, wie zum Beispiel Iota oder Hashgraph. Die kann man dann einordnen als Distributed Ledger Technologie, das ist ein Oberbegriff. Darunter fallen viele Blockchains und einige andere Technologien, die eben keine Blockchains sind.

00:07:49
 Sigrid Schefer-Wenzl: Vielen Dank für diese Erklärung. Sie haben schon erwähnt, Blockchain gilt als eine sichere Technologie. Was macht die Blockchain konkret so sicher?

00:07:57
 Zoltan Fazekas: Also im Vordergrund steht die Manipulation, Sicherheit. Und die tut die Blockchain auch im Falle von koordinierten Angriffen garantieren, und zwar Angriffen aus den Reihen der Knotenbetreiber. Das ist im Vergleich von anderen Fehlerklassen wie ein Ausfall von den Knoten in einem Netzwerk einfach ein ganz anderes Level an Sicherheit. Man nennt es byzantinische Fehlertoleranz. Und darunter fallen alle möglichen ausgefeilten, koordinierten Angriffe, die man sich vorstellen kann. Und diesen muss eine Blockchain oder sollte einer Blockchain widerstehen, unter bestimmten Bedingungen, wenn zum Beispiel, weil das ist eine bewiesene Obergrenze, wenn zum Beispiel weniger als ein Drittel der Knoten Betreiber daran beteiligt sind. Darüber hinaus oder darauf basierend, garantiert die Blockchain dann die Unveränderbarkeit der Transaktionen nach einer bestimmten Zeit, einer bestimmten Anzahl von Blöcken oder die laufende Verarbeitung der Transaktionen, dass sie auch nicht einsehbar sind und solche ergänzende Eigenschaften. Und es gibt aber ein paar angenommene Eigenschaften oder missverstandene Eigenschaften, die gar nicht stimmen. Also man hört öfter, die Blockchain gewährleistet Anonymität, was so gar nicht stimmt. Blockchains sind Pseudonym, aber Anonymität ist was anderes. Es gibt ein paar Blockchain-Technologie, die sich darauf spezialisiert haben, mit entsprechenden Erweiterungen oder zusätzlichen Techniken. Aber die Blockchain, die Blockchains im Allgemeinen, sind nicht anonym. Ein weiteres Missverständnis, das mir einfällt, ist, dass die Blockchain ist ja verschlüsselt, sprich die Transaktion sind verschlüsselt, das so auch nicht stimmt. Die sind sehr wohl sichtbar für die Knotenbetreiber für die Teilnehmer. Auch hier gibt es ergänzende Techniken, um diese Geheimhaltung oder Verschlüsselung der Daten zu gewährleisten.

00:09:53
 Igor Miladinovic: Vielen Dank. Meine Erfahrung ist es, dass viele, wenn sie ein Blockchain denken, meinen eigentlich, dass Blockchain und Bitcoin, dass es ähnlich oder sogar gleich ist. Wahrscheinlich auch deswegen, weil Bitcoin sehr in den Zeitungen präsent ist. Meine nächste Frage ist es Wie hängen eigentlich Blockchain und Bitcoin zusammen?

00:10:13
 Zoltan Fazekas: Bitcoin, das gilt bis heute noch. War damals die erste und bis heute noch die bekannteste Implementierung dieser Technologie mit auch sehr viel Medienpräsenz. Bitcoin wurde damals als elektronisches Geldsystem konzipiert oder vorgeschlagen auf Peer to Peer Basis, also ohne zentrale Instanzen, die man sonst im Geldsystem hat. 2008 wurde ein Paper ein Whitepaper veröffentlicht, von Satoshi Nakamoto. Es ist ein Pseudonym, übrigens. Wir wissen bis heute nicht, wer diese Person ist. Oder vielleicht ist es eine Gruppe, die ist 2010 untergetaucht und nimmt nicht mehr an dem Diskurs aktiv teil rund um Bitcoin und Blockchain generell. Es existieren aber sehr viele andere Umsetzungen. Die sind auch technisch unterschiedlich und viel, viel mehr Anwendungsfälle als nur elektronisches Geld, das ursprünglich gedacht war.

00:11:07
 Sigrid Schefer-Wenzl: Danke schön. Sie haben schon erwähnt, Bitcoin gilt als eine der bekannt oder die bekannteste Anwendung im Blockchain Bereich. Man verspricht sich aber von der Blockchain ja in vielen anderen Bereichen auch Weiterentwicklungen. Was sind denn derzeitige weitere Einsatzbereiche für die Blockchain?

00:11:26
 Intro Speaker: Ja, da gibt es eine ganze Reihe von. Also eine kleine Gruppe von Anwendungsfällen in verschiedenen Branchen. Übrigens ist die Absicherung, oder oft wird es auch Neutralisierung genannt von Daten, indem man Hashwerte oder Fingerabdrücke von Daten in einer Blockchain speichert, um später nachzuweisen oder zu beweisen, dass die Integrität gewahrt geblieben ist, dass die Daten nicht abgeändert wurden oder auch den Zeitpunkt zu beweisen, also Timestamp zu beweisen, damals waren diese Daten existent oder man hatte Kenntnis von den Daten und das gibt es in verschiedensten Bereichen. Ein Beispiel ist Im Bereich der wissenschaftlichen Forschung können Forscher ihre noch nicht publizierten Ergebnisse Ideen auch letztenendes die Daten, die sie gesammelt haben, auf diese Art und Weise absichern und später die Blockchain als Beweis nutzen, dass sie die Ergebnisse zu einem früheren Zeitpunkt schon gehabt haben. Dann ein anderer Bereich ist die Tokenisierung oder Assettokeniserung. Es geht darum, Wirtschaftsgüter jedweder Art digital zu repräsentieren, zu verwalten und. Den Handel oder den Tausch, Investitionen und alle mögliche Finanztransaktionen diesen tokenisierten Wirtschaftsgüter zu ermöglichen. Da gibt es viele Beispiele für Rohstoffe, Gold oder andere Assets, für Immobilien, für Fahrzeuge. Auch die werden tokenisiert. Da gibt es Unternehmen, Startups, die sich darauf spezialisieren. Ein interessantes Beispiel für was man sonst tokenisieren kann, sind Anreizsysteme. Es gibt es auch im kommunalen Bereich immer mehr Städte zum Beispiel, die ihren eigenen Token herausgeben, um die Bürger für bestimmtes Verhalten zu belohnen, zu incentivieren. Völlig anderer Bereich sind Supply Chainy, wo es darum geht, um ein Beispiel aufzugreifen, die Sicherheit von Produkten wie Lebensmittel und Medikamente zu gewährleisten, dass man weiß, wo sie herkommt, dass sie nicht gefälscht wurden, dass sie einfach fachgerecht, fachgerecht hergestellt, transportiert, gelagert wurden. In diesem riesen Bereich kommen natürlich mehrere Technologien zum tragen, zumeist ist es nicht nur die Blockchain, sondern es sind auch Sensoren, also IoT, die die entsprechenden Bedingungen überwachen müssen. All das muss zusammenspielen. Da reicht alleine die Blockchain dafür nicht. Logistik, Verkehr, auch verschiedene Anwendungsmöglichkeiten. Zum Beispiel zum Tracking von Transportaufträgen im Logistik Bereich oder auch zur Optimierung der Disposition. Dass alle Beteiligten einfach zeitnah wissen, wann was passiert ist. Dass man Streitfälle verhindern kann, dass man auch die eigenen Ressourcen besser disponieren kann. In dieser Logistik oder in dieser Transportkette oder Aufteilung von Ticketeinnahmen im Bereich von Verkehr, wenn wir über intermodalen oder internationalen Verkehr reden, wo wieder mehrere Beteiligte zusammenarbeiten an einem Auftrag, andere Branchen. Finanzbereich ist ja eben so der Ursprung, wo Blockchain zum ersten Mal eingesetzt wurde. Was vielleicht weniger bekannt ist, neben den anderen Finanzprodukten ist das auch Versicherungen oder Versicherer, die Blockchain einsetzen. Da gab es auch schon entsprechende Produkte oder Versuche. Speziell Smart Contracts für parametrische Versicherungen. Das sind solche, wo man die Schadensfälle und die Abwicklung der Schadensfälle automatisieren kann, weil es sind einfach öffentlich Daten verfügbar. Zum Beispiel ein Hagelschaden in einer Region oder eine Flugverspätung, anhand derer man diese Schadensfälle automatisch abwickeln kann. Und dann kann man auch die Bedingungen und die Abwicklung auf Basis von Smart Contracts abbilden, im Energiebereich, also im Energiesektor gibt es auch verschiedene Anwendungsmöglichkeiten. Ein Beispiel nur: Wie könnte man Haushalte einbinden mit dezentralen Energie, Erzeugern und auch Verbrauchern in das Thema der Netz Stabilisierung, also Stromnetz, Frequenz, Regelung? Es gibt so viel Potenzial, das heute noch nicht genutzt wird, weil es keine Möglichkeit gab, einfach diese Ressourcen der Massen zu aktivieren, irgendwie zu koordinieren auf einer gemeinsamen Plattform. Und dann gibt es vieles, vieles mehr.

00:15:48
 Igor Miladinovic: Vielen Dank. Das sind wirklich sehr viele Einsatzbereiche. Man kann es auch als eine verteilte Datenbank sehen und wir wissen, dass die meisten Anwendungen heute eine Datenbank brauchen. Ich habe auch vor kurzem über eine österreichische Innovation in diesem Bereich gelesen. Die Anwendung heißt Cryptowine da kann man Weine kaufen, entweder als Anlage oder zum Konsumieren. Und diese Weine werden dann perfekt gelagert bei dem Winzer und man besitzt diese Weine nur in einem Blockchain ist sozusagen virtuell. Aber wenn Sie persönlich an weitere Möglichkeiten denke, wenn Sie jetzt fünf Jahre in die Zukunft schauen, was wäre für Sie noch denkbar? Wo könnte man noch Blockchain einsetzen?

00:16:30
 Zoltan Fazekas: Die allgemeine Antwort darauf wäre Überall, wo es sich lohnt zu dezentralisieren, also auch sichere, vertrauenswürdige Systeme zu erschaffen oder Intermediäre auszuschalten, die wir heute noch haben. Ein ganz großer Bereich ist, den ich sehe. Und ich bin gespannt, wie es sich entwickeln wird. Ist die Plattformökonomie oder die vielleicht eine neue Plattformökonomie, die entstehen wird mit Marktplätzen, die wir heute haben und kennen: Uber, Airbnb, Amazon und viele mehr. Da gibt es Bereiche, oder gab es bereits bereits Versuche, Alternativen, dezentralisierte Alternativen zu erschaffen, die fair sind, weil sie nicht einem zentralen Betreiber dienen, sondern eher die Benutzer belohnen? Und diese Richtung finde ich sehr spannend und es wird noch sicher dauern, bis die entsprechende Größe erreicht werden kann mit den dezentralisierten Alternativen, wie wir das heute sehen und kennen von den herkömmlichen zentralisierten. Ein anderer Themenbereich ist auch ein ganz großes Thema in der Zukunft: selbst souveräne Identität eine neue Art von digitalen Identitäten für die Benutzer, aber auch für Organisationen, für Geräte, um im Internet miteinander interagieren zu können. Und hier wird einfach die Kontrolle dem Besitzer der Identität zurückgegeben. Die Daten über Benutzer oder ihre Identitäten werden nicht in zentralen Datenbanken erfasst und verwaltet, von welchen Unternehmen auch immer, sondern jeder besitzt seine Identität oder hat die Kontrolle darüber. Und ich kann dann beweisen, wer ich bin und bestimmte Eigenschaften. Und hier spielt die Blockchain eine bestimmte Rolle. Es heißt verifiable data registry. Es ist so eine Art, wie Sie es erwähnt haben, eine öffentliche Datenbank, aber eine verteilte Datenbank, die sicher ist, sie nicht manipuliert werden kann. Die Blockchain alleine löst dieses Thema allerdings nicht. Auch hier kommen verschiedene andere Technologien zum Einsatz. Aber könnte eine ganz wichtige Komponente dabei spielen. Ein dritter Bereich, der auch so ein bisschen eher zukunftsweisend ist oder den ich in der Zukunft sehe, ist, wie Organisationen fungieren, wie die Governance vor allem in Organisationen fungiert. Und hier gibt es einen Ansatz, der heißt decentrialized autonomous organisation, wo so Sachen wie Machtmissbrauch oder Untreue oder einfach nur so gewohnte Sachen wie oft noch feudale Strukturen ersetzt werden durch demokratische Entscheidungen. Und die Smart Contracts in diesem Fall legen die Regeln fest. Die sorgen dafür, dass jeder nur machen kann, was er machen darf. Und vieles viel, viel mehr als das, was wir heute gewohnt sind, einfach per Abstimmung passiert. Und da gibt es auch schon erste Beispiele dafür und Learnings daraus, wie das funktionieren kann und wie man das vielleicht in größeren Maßstäben einsetzen könnte. Ich glaube, bei all dem. Und das gilt nicht nur für die Blockchain, sondern generell für alle Technologien. Es wird letzteres, nicht die Technologie entscheiden, welche dieser Use Cases sich durchsetzt, sondern es sind immer die Menschen, die an etwas Gefallen finden oder etwas sehr nützlich finden. Dann wird es zu einem Trend und es kann auch eine Dynamik entwickeln. Daher ist es schwer zu sagen, was davon und wie viel davon. Aber das sind ein paar sehr spannende Richtungen, wie ich finde.

00:19:51
 Sigrid Schefer-Wenzl: Vielen Dank für diese interessante Vorausschau. Jetzt haben wir ganz viel darüber gehört, wo Blockchain bereits eingesetzt wird und wo es vielleicht zukünftig Ansatz finden könnte. Zum Abschluss würde ich Sie jetzt noch bitten, kurz die Vor und Nachteile, die Blockchain im Vergleich zu anderen Verfahren aus Ihrer Sicht bietet, zusammenzufassen.

00:20:12
 Zoltan Fazekas: Ja, der große Vorteil, das ist ein ganz wichtiger Punkt, weil ohne dem ist der Sinn auch sehr fraglich: Ist die Manipulationsicherheit, das man eine Manipulationssichere Infrastruktur für verschiedene Zwecke ohne Aufpasser oder Mittelsmänner, Intermediäre und ohne blindes Vertrauen der Benutzer. Dem stehen heute noch einige Nachteile, Hürden, die sind vielleicht nur temporär gegenüber. Wir haben hiermit mit einer technisch wie organisatorisch ganz anderen Komplexität zu tun, als wir es gewohnt sind mit herkömmlichen Technologien. Es gibt noch Grenzen bei der Geschwindigkeit, beim Durchsatz und bei der Skalierung. Insbesondere ist auch sehr wohl bekannt, dass nur relativ wenige Transaktionen abgearbeitet werden können. Man muss auch warten, bis diese Transaktionen als final gelten oder tatsächlich erst als endgültig bestätigt gelten. Es fehlt noch die Interoperabilität. Es sind noch singuläre Netzwerke, die alle ähnliches machen, technologisch vielleicht ein bisschen unterschiedlich, aber miteinander noch nicht wirklich zusammenarbeiten können. Also die Übertragung von Assets oder Transaktionen, die über mehrere Netzwerke hinweg passieren, sind noch im Forschungs Stadium. Das Thema Nachhaltigkeit aber, das gilt tatsächlich nur für Proof-of-Work, für Mining, ist immer noch eines und es wird fleißig daran geforscht mit anderen Consensus Algorithmen das gleiche Ziel zu erreichen, aber ohne die Energieverschwendung. Vielleicht noch jetzt ein etwas unterschätztes Thema ist die Eigenverantwortung der Benutzer. Also in so einer dezentralisierten Welt ist man zwar sicherer vor Akteuren, die in einer herkömmlichen Welt vielleicht ihre Macht missbrauchen, um zu manipulieren, aber man ist ein Stück weit auf sich selber gestellt, wenn es darum geht, verlorene keys, private keys wiederzuerlangen oder den Zugriff wiederzuerlangen, wenn man seine Privilegien verloren hat und viele, viele andere Fälle, wo wir heute uns ganz bequem auf den Support von den zentralen Betreibern verlassen können, die sind in der Zukunft einfach anders. Und diese Eigenverantwortung der Benutzer bedarf noch entsprechende Aufklärung und Ausbildung, finde ich. Damit wir dieses Potenzial dann tatsächlich in ein paar Jahren voll ausschöpfen können.

00:22:35
 Igor Miladinovic: Vielen Dank, Herr Fazekas, für diese spannenden Einblicke in das Thema Blockchain. Wir haben auch in unseren Studiengängen schon viele Bachelorarbeiten, Masterarbeiten zu diesem Thema gehabt und wir überlegen jetzt ein Modul in unserem Masterstudiengang zum Thema Blockchain gemeinsam mit Herr Fazekas einzuführen. Ich freue mich, dass sie heute bei uns waren. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag und bis zum nächsten Mal,

00:23:06
 Sigrid Schefer-Wenzl: Bis zum nächsten Mal.