10 nach 10 Podcast

HT: 5G and Beyond

Sigrid Schefer-Wenzl and Igor Miladinovic

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5G bezeichnet das Netz der fünften Mobilfunkgeneration und ist damit direkter Nachfolger von 4G, auch bekannt als LTE bzw. LTE-Advanced. 5G zielt auf höhere Datenraten, verbesserte Kapazität, geringere Latenzzeiten und ein intelligentes Netz ab. Für Unternehmen eröffnen sich dadurch neue Möglichkeiten bei der Digitalisierung. So kann 5G beispielsweise die Vernetzung innerhalb und zwischen Firmen verbessern oder die Anlagensteuerung mittels Maschine-zu-Maschine-Kommunikation ermöglichen. Für Endkund:innen bringt die Technik ein deutlich schnelleres mobiles Netz und eine wachsende Zahl vernetzter Gegenstände im alltäglichen Umfeld.

In dieser Folge geben wir gemeinsam mit einem 5G-Experten einen kurzen Überblick über diese zukunftsträchtige Technologie. Wir sprechen über die konkrete Funktionsweise der 5G Technologie, Einsatzszenarien, Vorteile, Herausforderungen und die Relevanz für Informatiker:innen. 

Intro Speaker: Wissenswertes und Wissen. News aus den Studiengängen der Technik an der FH Campus Wien.

00:00:22
 Igor Miladinovic: 5G bezeichnet das Netz der fünften Mobilfunk Generation und ist damit direkter Nachfolger von 4G. Auch bekannt als LTE bzw. LTE Advanced. 5G erzielt auch höhere Datenraten, verbesserte Kapazität, geringere Latenz, Latenzzeit und ein intelligenteres Netz. Für Unternehmen eröffnen sich dadurch neue Möglichkeiten bei der Digitalisierung. So kann 5G beispielsweise die Vernetzung innerhalb und zwischen Firmen verbessern oder die Anlagensteuerung mit der Maschine zu Maschine Kommunikation ermöglichen. Für EndkundenInnen bringt die Technik ein deutlich schnelleres Mobilfunknetz und eine wachsende Zahl vernetzter Gegenstände im alltäglichen Umfeld.

00:01:12
 Sigrid Schefer-Wenzl: In dieser Folge geben wir gemeinsam mit einem 5G Experten einen kurzen Überblick über diese zukunftsträchtige Technologie. Wir sprechen über die konkrete Funktionsweise der 5G Technologie, Einsatzszenarien, Vorteile, Herausforderungen und die Relevanz für InformatikerInnen.

00:01:36
 Igor Miladinovic: Die Entwicklung der Informatik und digitalen Kommunikation war nie so schnell wie heute

00:01:42
 Sigrid Schefer-Wenzl: und sie wird nie so langsam sein wie heute.

00:01:47
 Igor Miladinovic: In diesem Podcast stellen wir wichtige Themen rund um unsere Informatik Studiengänge der FH Campus Wien vor,

00:01:55
 Sigrid Schefer-Wenzl: die sie optimal für diese Entwicklung vorbereiten werden.

00:01:59
 Igor Miladinovic: Wir kommen zu dieser Folge von unserem Podcast 10 nach 10. Mein Name ist Igor Miladinovic und ich bin der Studiengangsleiter von den Studiengängen Computer Science and Digital Communikations und Software Design and Engineering.

00:02:14
 Sigrid Schefer-Wenzl: Willkommen auch von meiner Seite. Mein Name ist Sigrid Schefer-Wenzl und ich unterrichte in diesen beiden Studiengängen.

00:02:20
 Igor Miladinovic: Heute reden wir über ein umstrittenes Thema bzw. teilweise umstrittenes Thema. Wir reden über die fünfte Generation von mobilen Netzen. Auch bekannt als 5G und unser Gast heute ist Jürgen Wolf-Hofer, der sich mit diesem Thema seit mehreren Jahren schon beschäftigt. Jürgen am Anfang würde ich dich bitten, dass du dich kurz vorstellst.

00:02:43
 Jürgen Wolf-Hofer: Ja, herzlich willkommen auf meiner Seite. Danke, dass Sie den Podcast zuhören. Ich arbeite für die Telekom Austria. Das heißt, ich habe direkt mit den Mobilfunk Technologien der zweiten, dritten, vierten und fünften Generation zu tun. Aber nicht ausschließlich. Ich beschäftige mich auch mit dem Festnetz und freu mich heut, den Fragen rund um das Thema 5G mich widmen zu dürfen.

00:03:05
 Sigrid Schefer-Wenzl: Vielen Dank. Ich nehme an, jeder der hier diesen Podcast hört, hat 5G schon einmal gehört. Trotzdem die Frage: Wie würdest du 5G jemanden ohne viel technischen Hintergrund erklären? Was ist 5G?

00:03:17
 Jürgen Wolf-Hofer: Es gibt so ca. alle zehn Jahre eine neue, wenn man so will Major Release als eine große neue Mobilfunk Generation. Im Jahr 1990 kam mit der zweiten Generation, 2G mit GSM die erste digitale Generation und dann alle 10 Jahre 2001 3G, 2010 startete 4G und jetzt im Jahr 2020 hat die fünfte Generation gestartet. Wichtig ist, man darf sich das nicht vorstellen, wie es kommt einmal alle zehn Jahre etwas Neues, sondern in Wahrheit gibt es viele kleine technische Schritte, die die Mobilfunk Generationen weiterentwickeln. Und 5G ist jetzt einfach, wenn man so will, die die aktuelle Generation. Für Endkunden oder für Nutzer bringt, eine neue Generation typischerweise zwei Dinge: einerseits schnellere Daten, Übertragungsraten und im Speziellen bei 5G ist es auch niedrige Latenzzeit, das heißt kürzere Antwort hätten, worüber sich vor allem die Gamer, sehr freuen.

00:04:13
 Igor Miladinovic: Vielen Dank! Es gab viele Diskussionen, die gibt es immer noch. Ob 5G eine Evolution oder Revolution ist? Man kann es so oder so sehen. Aber wie siehst du die Unterschiede zwischen 5G und 4G?

00:04:25
 Jürgen Wolf-Hofer: Es gibt ein Zitat von Bill Gates das besagt: "We always overestimate what will happen in one year and we always underestimate what will happen in ten years.". Es ist ungefähr auch so bei 5G. 4G hat im Jahr 2010 gestartet und jedes Jahr kam ein kleines Update, dass heißt es kamen neue Technologien dazu, und das ist auch mit 5G so. 5G im Jahr 2020 wird ein anderes 5G sein als 5G im Jahr 2030 und die Frage hängt sehr stark davon ab, was sich womit vergleiche. Also wenn man vergleicht 5G mit der vierten Generation LTE aus dem Jahr 2010, dann ist es schon ein großer Sprung, eine große Veränderung. Vergleicht man aber 5G mit dem, was mit den heutigen Netzen ist, also 2019, 2020, 2021, dann ist der Sprung tatsächlich nicht so groß, weil sehr viele Technologien, die wir heute bei 5G sehen, sind quasi rückwärts portiert worden. Die gibt es auch für 4G. Ein Beispiel: small cells sind so kleine Mobilfunk Zellen, die nicht größer sind als ein WLAN Access Point und der Laie kann die Dinge auch nicht voneinander unterscheiden. Die gibt es auch rückwirkend für 4G sind aber eine Technologien, die mit 5G gekommen sind. Das sind aber tatsächlich Neuerungen bei 5G. Das eine, was ganz wesentlich ist, es sind neue Frequenzen dazugekommen. In Österreich auf 3,5 GHz sind in Summe 340 MHz versteigert worden, im Jahr 2020. Das ist mehr Spektrum vorhanden. Das erlaubt auch entsprechend höhere Übertragungsraten. Das zweite, was auch eine Unterscheidung ist 5G Netze sind stärker noch virtualisiert als 4G Netze. Das heißt, ich kann heute auf einer Cloud, auf einer Microsoft Acer oder einer Amazon Webservices ein komplettes Mobilfunknetz virtualisiert betreiben. Das ist tatsächlich eine Neuerung, die es in der Vergangenheit nicht gab. Und an dieser Stelle darf ich auch ein bisschen Werbung machen für meine Lehrveranstaltung, nämlich Modern Networks. Da werden wir uns genau mit diesen Dingen beschäftigen, nämlich einerseits die Virtualisierung und andererseits eben auch die mobile Kommunikation.

00:06:19
 Sigrid Schefer-Wenzl: Vielen Dank! Was würdest du sagen, sind die drei Haupt Vorteile, die 5G für Endbenutzer bietet?

00:06:27
 Jürgen Wolf-Hofer: Auf der Upside, oder bei den Vorteilen, Ist definitiv das Thema der höheren Geschwindigkeit. Da gibt es dann, dazu werden wir später noch kommen, auch noch das ein oder andere "aber". Aber das hängt nicht davon ab, wie viel an einem Frequenzspektrum tatsächlich an dem jeweiligen Ort vorhanden ist, aber höhere Geschwindigkeiten. Die Architektur erlaubt es, niedrigere Latenzen zu ermöglichen, also kürzere Arbeitszeiten. 5G Netze bieten auch die Möglichkeit eines flexibleren Deployments. Das heißt, man kann Netze flexibler an den jeweiligen Anwendungsfall anpassen. Es gibt die Möglichkeit, dass man beispielsweise in einem Hörsaal mit kleinen Access Points arbeitet, um Kapazität zur Verfügung zu stellen. Auf niedrigeren Frequenzen kann ich die Basisversorgung für größere Areale zu machen. 5G hat aber nicht nur Vorteile. Es gibt durchaus auch das eine oder andere, das man als Endnutzer wissen muss, zum einen: Man braucht neue Endgeräte. Ich kann nicht mein 4G Smartphone wiederverwenden, sondern ich muss in ein teures neues Endgeräte investieren. Die Mobilfunkbetreiber müssen erhebliche Summen in die Netze investieren, weil es sind neue Frequenzen, neue Antennen, neue Basisstationen, neue Technologien dahinter und die Frequenzen, die jetzt typischerweise für 5G verwendet werden, sind höher, bedeutet geringere Reichweite, was wiederum bedeutet, dass man mit speziellen Antennentechnologien arbeiten muss, um eine ähnliche Netz Ausbreitung zu schaffen, wie man sie am derzeit kennt. Ja und Mobilfunker sind typischerweise auch geneigt, sie wollen auch Geld verdienen, dass was sie investieren, Ist das gerade am Beginn einer neuen Technologie, so dass typischerweise die Tarife auch ein wenig teurer sind.

00:08:03
 Igor Miladinovic: Vielen Dank. Jetzt ist es so, dass unser Studiengang heißt Computer Science and Digital Communikations, das heißt Informatik und Kommunikationsnetze. Was ist deine Meinung? Warum und wie sollte sich ein Informatiker oder eine Informatikerin mit dem Thema 5G auskennen?

00:08:19
 Jürgen Wolf-Hofer: Mobilfunk Technologien generell und das betrifft sowohl die heutige, die heute dominierende Technologie, also 4G LTE als auch 5G. Und da vielleicht in Zukunft in acht und zehn Jahren 6G, sind Technologien, die omnipräsent sind, die wir täglich verwenden, mit mehreren Geräten, mit immer mehr Geräten. Wenn man sich heute ein neues Auto kauft sie dann typischerweise zwei bis drei Mobilfunk Module verbaut, die auch im Hintergrund laufen verwendet werden. Das heißt, es führt in Wahrheit an dieser Technologie sehr wenig vorbei. Das Thema IoT wird immer wichtiger. Auch da ist Mobilfunk eine Möglichkeit, nicht die einzige, weil nicht alle Anwendungen lassen sich dadurch gut abdecken. Aber auch da ist es ganz entscheidend. Generell Das Thema mobile Kommunikationsnetze wird in der gesamten IT-Branche von Jahr zu Jahr immer wichtiger. Kabelgebundene Netze sind auch da, aber sie verlieren ein Stück weit an Bedeutung. Einfach weil wir es gewohnt sind, mittlerweile unsere Dienste völlig unabhängig vom Raum und vom Ort in immer im gleichen Maße zu verwenden. Ein Kunde möchte sich heute keine Gedanken darüber machen, ob er jetzt zu Hause auf der Couch im Wohnzimmer sitzt, im Büro, ob er sein Homeoffice mal in ein Kaffeehaus verlagert oder im Wartezimmer sitzt. Er will eigentlich immer die selbe Experience haben und das ist etwas, das einfach ein mobiles Kommunikationsnetz bieten kann.

00:09:31
 Sigrid Schefer-Wenzl: Danke schön. Wir lesen immer wiederdie Begriffe 5G, Standalone oder 5G non-standalone. Was bedeutet das?

00:09:38
 Jürgen Wolf-Hofer: Das ist in der Standardisierung eine bewusste Unterscheidung, und zwar um den Sprung vom 4G Richtung 5G nicht allzu groß zu machen. Ich beginne mal mit 5G non-standalone. In 5G non-standalone Netz, wie der Name sagt, ist nicht für sich alleinstehen, sondern das Gehirn, die Intelligenz, die Steuerung kommt aus einem 4G Netz, das an der Luftschnittstelle, an der Schnittstelle zu den Endgeräten 5G Technologie einsetzt. Das heißt, ich nehme in Wahrheit ein bestehendes 4G Netz, setze neue Antennen obendrauf oder vorne hin, das auf 5G Spektrum im 5G Spektrum dann überträgt. Aber dahinter ist es weiterhin 4G. Warum gibt es diese Netze? Weil mit geringerem Investment man sehr schnell Vorteile nutzen kann, ohne quasi das gesamte Netz auszutauschen. 5G ist etwas, das eigentlich bereits im Jahr 2020/21 da sein sollte. Es hat sich allerdings sukzessive verschoben. Das ist tatsächlich ein für sich allein stehendes echtes 5G Netz und einige der Eigenschaften, die man immer wieder liest. Diese Latenz, nicht selten mit einstelligen Millisekunden Bereich beispielsweise sind etwas, das in standalone Netzen da sein wird. Man kann sich es auch vielleicht so beschreiben: non-standalone ist so ein halbes 5G Netz, es ist kein echtes 5G Netz. Man muss ein bisschen aufpassen. Es gibt auch bei non-standalone Netzen noch ein bisschen getrickse und ein doppelt getrickstes 5G non-standalone. Es gibt nämlich eine Technologie, die heißt Dynamic Spectrum Sharing, die erlaubt es dem Mobilfunk auf einem bestehenden 4G Netz auf einer bestehenden Frequenz parallel zu 4G Signal auch ein 5G Signal zu übertragen. Damit zeigt unser Smartphone 5G an. In Wahrheit ist aber der Vorteil für den Endnutzer ein wesentlich kleinerer, man kann aber durchaus einen neuen Tarif verkaufen. Und auch daher, werden wir uns in der Lehrveranstaltung damit etwas auseinandersetzen, damit da keiner irgendwann auf die Tricks der Mobilfunker hereinfällt.

00:11:35
 Igor Miladinovic: Der Lage ist etwas unangenehm für die Mobilfunk Operatoren, die kein 4G Netz haben, die auf diese Standalone Lösung warten. Und wie ist jetzt überhaupt in Österreich die Lage mit 5G wie weit ist jetzt Deployment und die Abdeckung?

00:11:53
 Jürgen Wolf-Hofer: Also ich starte vielleicht mal in Österreich, der Rollout einer typischen Mobilfunk Generation erschreckt sich über 10 Jahre, das heißt Schauen wir zurück in die Vergangenheit. Wie war das bei LTE, im Jahr 2010 wurde gestartet und selbst im heurigen Jahr wurde immer noch LTE investiert. Das heißt nach wie vor werden nicht nur defekte Komponenten ausgetauscht, sondern es werden auch weiterhin neue Standorte entwickelt. Warum? Weil Kapazitätsbedarf steigt, weil mehr Teilnehmer dazukommen.

00:12:21
 Sigrid Schefer-Wenzl: So wird es auch für 5G sein, mit dem Jahr 2020 gestartet und der Ausbau von 5G wird möglicherweise im Jahr 2030 fertig sein. Die Mobilfunker in Österreich investieren ca. zwischen 60 und 100, 110 Millionen Euro pro Jahr in ihr Netz. Es gibt in Österreich drei große Mobilfunkanbieter. Das heißt so ein Mobilfunknetz ohne den Lizenzen kostet so ca. eine Milliarde Euro. Wenn man es jetzt unabgezinst hochrechnet. In Österreich, wenn man sich jetzt 5G deployment konkret anschaut, dann haben die Mobilfunker einige tausend Standorte im Betrieb. Das ist etwas, das laufend mehr wird. Man muss allerdings dazu sagen man muss aufpassen, ist da ein bisschen getrickst worder oder nicht also hat man tatsächlich das neue Spektrum verwendet. Diese 3,5 GHz Frequenz, die im letzten Jahr versteigert wurde, ist sehr attraktiv, weil es ist ein neues Spektrum. Es sind tatsächlich ungebrauchte 100 Megahertz, die jedem Verfügung stehen. Der Nachteil ist, man braucht neue Antennen, neue zusätzliche Antennen auf den Tragwerk bedeutet neue Statik. Manchmal muss man sogar einen neuen Mietvertrag vereinbaren. Das kostet am Ende des Tages sehr viel Geld und diese 5G Antennen sind noch dazu recht groß und recht schwer.Das heißt, das ist nichts, das in einem Jahr erledigt ist und sich über einen langen Zeitraum erstreckt. Also in Österreich würde ich sagen, was die großen Mobilfunkanbieter betrifft, mit zirka 30 prozent ausgebaut, aber es wird sich jetzt noch über die nächsten Jahren ziehen. In Europa würde ich sagen, ist Österreich im Mittelfeld, wir sind nicht bei den Spitzenreitern dabei aber auch vor vielen anderen Ländern. Weltweit ist auf allen Märkten in Wahrheit 5G Netze gelaunched, führend ist der asiatische Bereic, Europa und Nordamerika sind im Vergleich gleichauf. Die Frequenz Situation ist sehr unterschiedlich. In Amerika gibt es bereits kommerzielle Deployment im Milimeter Bereich. Das ist in Österreich noch nicht der Fall. Also die Millimeterwellen werden erst in der Zukunft kommen in den nächsten Jahren. Man wird sehen was die Zukunft bringt.

00:14:08
 Sigrid Schefer-Wenzl: Das heißt, wir stehen erst eher am Beginn des Ausbaus in Österreich. Was würdest du sagen? Wie weit sind die Endgeräte in Bezug auf 5G?

00:14:16
 Jürgen Wolf-Hofer: Ja, auch die Endgeräte nehmen eine ähnliche Entwicklung wie die Netze an sich. Also so wie ich vorhin gesagt habe, ein 5G Netz hat quasi jedes Jahr eine, wenn man so will, eine Minor Release und dann alle zehn Jahre kommt eine großes Release. So ist es auch bei Endgeräten, dann spricht man typischerweise von Endgeräte Kategorien. Mittlerweile ist es so, dass 5G in den Premium Smartphones Standard geworden ist. Das heißt, es erobert jetzt langsam auch den das mittlere Segment und wird dann wohl in den nächsten zwei, drei Jahren auch im günstigen Segment zum Standard werden. Die beliebten Webcubes, kleine mobile Router mit einem integrierten WLAN, die gerade bei LTE sehr populär waren, die kommen auch. Die weredn zunehmende 5G fähig. Wo 5G noch sehr hinterherhinkt, ist in Wahrheit das ganze Thema des IoT Bereichs. Zwar bietet 5G einige technische Vorteile für alle Anwendungen. De facto ist es so, dass bei sehr vielen dieser Use Cases der Kostenfaktor eine entscheidende ist und 5G Module sind einfach aufgrund der Komplexität noch zu teuer, als dass ich sie jetzt benutzen werden könnte, um ein Paket zu Tracken. Das heißt, ich erwarte, dass in den nächsten Jahren da auch ein Preisverfall kommen wird, damit sich auch 5G zunehmend im Bereich etabliert.

00:15:26
 Igor Miladinovic: Danke schön. Und was wären für dich die Anwendungen, die für uns besonders gut geeignet sind oder die besonders von uns profitieren?

00:15:36
 Jürgen Wolf-Hofer: Ja, da würde ich mich jetzt auf die Standardisierung zurückziehen mit der Argumentation: Es gibt drei Use Cases, für die 5G entwickelt wurden. Das erste ist das sogenannte Breitband. Das ist im Grunde schnellere Breitband, die Datenübertragung, Internetzugang für Privatanwender, aber auch für Firmen am Ende des Tages. Der zweite ist der Bereich des Massive Machine Telecommunication, der komplizierte Ausdruck für das Internet of Things. Das heißt einfach Sensoren, Aktoren, die klein sind und in großer Menge in den Netzen auftreten. Und der dritte Bereich ist die Ultra Relyable Low Retention Communication. Das ist vor allem im Bereich Industrie 4.0, Smart Factory bzw. auch in der Medizintechnik. Das sind Use Cases, wo es tatsächlich darauf ankommt, dass das Netz hoch verfügbar, stabil und vor allem zuverlässig mit entsprechendem Service funktionieren. Also einerseits Breitband, viele Anwendungen andererseits Zelldichte sehr viele Endgeräte in einer Zelle, die mit sehr niedrigen Bitrate übertragen können. Und das dritte Standbeine ist die zuverlässige Kommunikation. Wo sind die heutigen 5G Netze? Schon dort wo sie hin sollen. Das ist bei der Breitband Übertragung die andere beiden Use Cases, die hinten etwas hinterher, die werden in den nächsten Jahren zunehmend kommen. Das erfordert vor allem was URLRC betrifft auch standalone Netze.

00:16:54
 Sigrid Schefer-Wenzl: Danke schön. Wenn wir in die Zukunft schauen, du hasat gesagt alle zehn Jahre rechnet man mit zu einem größerem Major Release. Wie weit ist die Entwicklung des nächsten Mobilfunk Standards? 6G. Wie weit sind wir da? Sowohl in der Entwicklung als auch im Bereich der Standardisierung?

00:17:10
 Jürgen Wolf-Hofer: Also die Mobilfunker hoffen, dass noch einige Jahre vergehen werden, bis die nächste Generation kommt, weil sie gerade einmal die aktuelle Investments verdauen müssen, die aktuelle Generation. Die 6G Entwicklung steht jetzt quasi am Beginn des nächsten zehn Jahresrhythmus. Aktuell gibt es von der EU gefördert das Hexa X Programm, in dem Use Cases definiert werden. Das heißt, hier überlegen sich Forscherinnen und Forscher Wie soll denn dieses Netz in Zukunft ausschauen? Was sind die Anforderungen? Was sind mögliche Use Cases? Also es gibt derzeit erste Arbeitsdokumente, die ja die entsprechenden Anwendungen definieren. Es gibt natürlich auch Forschung, was die Technologien betrifft, dass wird in den nächsten Jahren mehr werden. Ich würde erwarten, dass so ab dem Jahr 2026 2027 wird die ersten Ankündigungen geben von Herstellern, die sehr viel nur versprechen. Dann wird man diese Technologien im Piloten, in Labors ausprobieren und dann sehen, das ist noch nicht so weit. Ich erwarte, dass sich im Jahr 2029/30 dann die ersten kommerziellen Netze in Betrieb gehen werden. Das wird sicher auch die Zeit sein wenn es in Österreich ankommt. Presse Releases gibt es meistens früher. Die echten Versuche, dann kommen typischerweise ein, zwei Jahre später. Zu diesem Zeitpunkt 2030 wird aber 5G weiterhin die dominierende Technologie sein, die wird dann 4G weitestgehend abgelöst haben und 5G wird etwas sein, dass wir in den Medien lesen werden.

00:18:30
 Igor Miladinovic: Danke schön. Und bis jetzt, wenn man sich die ganze Entwicklung von Mobilfunknetzen anschaut. Man könnte vielleicht etwas scherzhaft sagen, dass es bis jetzt so war, dass die ungeraden Generationen mit Versprechungen kommen und die geraden Generationen sind dann die Umsetzungen von diesen Versprechungen. So war es mit 2G oder 4G, er mit 4G war alles das möglich, was mit 3G versprochen wurde. Siehst du das hier so ähnlich mit 5G und 6G bzw. wo siehst du 5/6G in 5 Jahren?

00:19:03
 Jürgen Wolf-Hofer: Ja, ich kann verstehen, dass diese Meinung weitverbreitet ist. Sie stimmt auch wenn man immer mit dem Beginn und dem Launch vergleicht. Wenn typischerweise eine neue Generation kommt, dann sind die Marketiers und dann ist der Vertrieb am Zug. Das heißt, es wird sehr viel versprochen. Es werden große Erwartungen geweckt, die dann typischerweise in den ersten Jahren nicht erfüllt werden. Wenn ich zurückdenke an 3G, ja, es stimmt. Am Anfang wurde versprochen: das ist die Generation des Multimedia und der Videotelefonie und so weiter. Es hat sich nicht durchgesetzt, hat aber auch mit 384 Kilobit pro Sekunde gestartet. Am Ende waren es dann in Österreich 42 Megabit und der Standard hätte sogar 84 Megabit erlaubt. Allein innerhalb dieser zehn Jahre hat sich die Geschwindigkeit von damals 385 Kilobit auf 84 Megabit erhöht. LTE hat auch gestartet mit 150 Megabit und mittlerweile können wir fast ein Gigabit übertragen. Das heißt, es ist tatsächlich immer die Frage, was vergleich ich womit? 5G das wir heute haben, wir nicht das 5G sein, das ist 2029/30 gibt. Und einige der Versprechen, die heute man in Werbefolder findet, wird 5G nicht halten können und wird möglicherweise auch 6G nicht halten. Es gibt ein berühmtes Zitat: Prognosen sind schwierig, ganz besonders, wenn sie die Zukunft betreffen. Und das gilt ja umso mehr hier.

00:20:16
 Igor Miladinovic: Gut, dann vielen Dank für diese Erklärungen, für diese Einblicke in die Technologie und auch in die aktuelle Entwicklung in Österreich, dass nicht nur A1 Telekom betrifft, sondern alle Netze. Ich hoffe, dass Ihnen diese Informationen weiterhelfen, sich mit dem Thema weiter zu weiter zu beschäftigen. Und ich freue mich auf unsere nächste Folge, bis zum nächsten Mal.

00:20:43
 Sigrid Schefer-Wenzl: bis zum nächsten Mal!

00:20:45
 Jürgen Wolf-Hofer: Bis zum nächsten Mal und ich hoffe, viele von Ihnen in der Lehrveranstaltung begrüßen zu dürfen.